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Pressestimmen 2020/I

Ausschnitte aus der Berichterstattung über unsere Veranstaltungen

4. Januar 2020 | Michael Wollny: Neujahrskonzert 2020

„Beim Improvisator Wollny fließt ein, was gerade anliegt. Eine Solo-Impro wie in der Romanfabrik nennt er eine totale Überforderung im Vertrauen darauf, so lange neue Ideen zu haben, bis sie sich auflöst. Wie er vom Stillen zum Pathos und ins Abwägende oder Träumerische überlenkt, wie er erst pünktelt, dann clustert und sich zuletzt über die Saiten des Flügels hermacht, als suche er in den Eingeweiden den mysteriösen G-Punkt, ist so unauslotbar wie ein tiefer Brunnen.“

Frankfurter Rundschau, 06.01.2020

 

14. Januar 2020 | Lukas Bärfuss: Malinois

„Schwergängig, selten vergnügt und noch seltener gutmütig sind die Erzählungen in Lukas Bärfuss’ Band „Malinois“. […] Eine Unbehaglichkeit an der eigenen Existenz verspüren viele Figuren im Werk des Schweizer Georg-Büchner-Preisträgers. In den Erzählungen kann das eruptiv ausbrechen oder lähmend über einem wackeren Weitermachen liegen. […] Jede der 13 Geschichten bietet ausreichen Stoff, um damit einen Roman zu beginnen. Oder ein Theaterstück um ihn herum zu bauen. […] Die 13 Erzählungen stammen Bärfuss zufolge aus einem Zeitraum von mehr als zwanzig Jahren, zum Teil sind sie bisher unveröffentlicht, zum Teil einmal in heute eingestellten Zeitschriften oder vergriffenen Anthologien erschienen. „Und manche haben nicht länger als einen einzigen Tag gelebt; sie verschwanden mit den Zeitungen, in denen sie abgedruckt wurden“, schreibt Bärfuss, der weiß, wie man Menschen traurig macht.“

Frankfurter Rundschau, 07.01.2020

 

23. Januar 2020 | Bob Degen Trio: Jazz

„Der Pianist Bob Degen zeigt sich auch im Trio in der Romanfabrik als begnadeter Klanggestalter.Wer ihn nicht kennt, kennt die Frankfurter Jazzszene nicht. Dabei hat Bob Degen aus Scranton, Pennsylvania, der seit nahezu einem halben Jahrhundert in der hiesigen Region verwurzelt ist, allerdings selbst schon immer viel dazu beigetragen, um nicht aufzufallen. Auch auf der Bühne der Romanfabrik, wo er jetzt wieder einmal im Trio zu hören war, ist er von einer austernhaften Verschwiegenheit. […] So waren es bei Stücken von Thelonious Monk bis Heinz Sauer und vielen eigenen Kompositionen vor allem die wunderschönen Einleitungen am Klavier, die aufhorchen ließen und demonstrierten, welch kluger Klanggestalter da am Flügel des Hauses saß.“

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27.01.2020

 

1. Februar 2020 | Junge Deutsche Philharmonie: Saitenwechsel (Die Musik Europas II)

„Musikerinnen und Musiker der Jungen Deutschen Philharmonie huldigen der Gattung des Streichquartetts. Im zweiten Teil der Reihe ‚Die Musik Europas‘ geht die Junge Deutasche Philharmonie unter dem Titel ‚Saitenwechsel‘ einem europäischen Exportschlager nach, der sich seit mehr als drei Jahrhunderten weit über nationale und kulturelle Grenzen hinaus entwickelt hat: dem Streichquartett. Dabei wollen die in Frankfurt ansässigen Musikerinnen und Musiker zeigen, wie sich jüdische Komponistinnen und Komponisten verschiedener Epochen ideenreich mit der ureuropäischen Gattung auseinandergesetzt haben.“

Journal Frankfurt, Februar 2020

 

5. Februar 2020 | Jan Assmann & Jürgen Kaube: Europas Wurzeln im Nahen Osten (Café Europa)

„Das Publikum in der ausverkauften Romanfabrik ließ sich nicht lumpen. Zwar reagierte es zunächst sprachlos angesichts solch verdichteter Gelehrsamkeit, dann aber wollte ein Zuhörer von Jan Assmann wissen: ‚Was können wir von den Ägyptern lernen?‘ Der Ägyptologe lächelte:‘den Gemeinsinn.‘ Etwa beim Richten. Für die alten Ägypter hieß das vor allem: schlichten, weil sie stets auch den anderen einbezogen, ans Ganze dachten.“

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 08.02.2020

 

7. Februar 2020 | Marc Copland Trio: And I love her

“Ein Gigant unter der Tarnkappe. Jetzt ist er [Marc Copland] wieder einmal mit einem Trio in der Frankfurter Romanfabrik zu hören gewesen, wo er schon öfter in verschiedenen Formationen gastierte, und bestätigte seine Abneigung gegen alles Vordergründige, Auffällige, allen äußeren Glanz und jegliches Showgehabe. Eigentlich müssten ihn alle umweltbewussten Zeitgenossen lieben: Coplands Klänge vermeiden Verpackung. Was zählt, ist nur der Inhalt. Und auch der ist nicht poliert, nicht von natürlichen Unebenheiten befreit. Aber wie gesagt: Er ist mit dem, was er in Tönen und Rhythmen mitteilen möchte, leicht zu überhören. Man muss schon aufmerksam sein, muss verfolgen, wie er die Harmonien spreizt, Motive entwickelt, an seine Mitspieler weitergibt, aus kleinen Tonfolgen swingende Melodien formt, musikalisches Geschehen intensiviert, überhaupt seine Soli aufbaut, als seien es Skulpturen aus Marmor.“

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10.02.2020

„Aufgeräumt wirkt sein Spiel einesteils, zugleich ist er gut für eine bestechende lyrische Qualität. Am Ende, in der Zugabe, spielt der US-amerikanische Pianist Marc Copland mit seinem Trio eine ziemlich melodieverliebte Version der Beatles-Nummer „And I Love Her“; das ist auch die Titelnummer des neuen Albums. In seiner melancholischen Leichtigkeit erinnert das von fern an die geschliffene barjazznahe Eleganz eines George Shearing und steht gar in einer Nähe zum Easy Listening. […] Zum gefeierten Konzert in der ausverkauften Frankfurter Romanfabrik präsentierte sich das Trio in bester Verfassung, in der Besetzung mit Copland und seinem langjährigen Weggefährten Drew Gress am Bass sowie dem Schlagzeuger Jeff Williams, der für den erkrankten Joey Baron eingesprang.“

Frankfurter Rundschau, 09.02.2020

 

18. Februar 2020 | Eva Sichelschmidt: Bis wieder einer weint

„Eva Sichelschmidt hat eine Lehre als Damenschneiderin absolviert, betreibt seit 20 Jahren in Berlin-Mitte den Laden ‚Whisky & Cigars‘ und ist mit dem Dichter und Büchnerpreisträger Durs Grünbein verheiratet. Und: Sie hat soeben ihren zweiten Roman veröffentlicht. ‚Bis wieder einer weint’ ist das mit Accessoires der Zeitgeschichte üppig garnierte Familienportrait: Inga heiratet im Jahr 1960 den Unternehmersohn Wilhelm. Inga ist schön, Wilhelm reich und ambitioniert. Kurz nach der Geburt des zweiten Kindes stirbt Inga an Leukämie. Diese Tochter ist es, die die Geschichte ihrer Eltern und Großeltern rekonstruiert – und ihre eigene dazu. Ein Fotoalbum in Romanform.“

Journal Frankfurt, Februar 2020

 

25. Februar 2020 | Jan Costin Wagner: Sommer bei Nacht

„Gute Nachricht: Jan Costin Wagner veröffentlicht ein neues Buch. […] Und da sprengt Wagner erneut Genregrenzen. Ist sein Werk ein Krimi mit literarischem Anspruch? Oder Literatur mit kriminalistischem Gehalt? Beides, aber eher Letzteres. In dieser lakonischen Prosa steckt viel Psychologie, vor allem indes sehr viel Poesie.“

Offenbach Post, 08.02.2020

„Wie oft bei Jan Costin Wagner gehört der Blick in die Gedanken des jeweiligen Täters genauso zum Buch wie der in die Gefühle der Opfer und ihrer Angehörigen sowie der Ermittler. Die Leser des 1972 in Langen geborenen Autors wissen, dass Kriminalromane aus seiner Hand stets mehr sind als die nachträgliche Aufklärung fertig vorgefundener Morde. Bei ihm geschieht vieles gleichzeitig – das moralisch Fragwürdige und der Versuch, ihm rational Einhalt zu gebieten. Das Tun des Täters, das Fürchten vor Tod, Schmerz, Wissen und Unwissen sowie die Alltagshürden und die unvermuteten Fortschritte des Ermittelns stehen gleichrangig nebeneinander. […] Geübt dreht Wagner, der schon oft als großer Psychologe, aber viel zu selten als grandioser Manipulator gewürdigt wurde, an den Schrauben seiner Erfindung.“

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20.02.2020

 

27. Februar 2020 | Daniel Karlsson Trio: Fuse Number Eleven

„Jetzt waren die drei Schweden zu Gast in der Romanfabrik, um Exzerpte ihrer Aufnahmen zu ‚Fuse Number Eleven‘ vorzustellen, und was man dabei zu hören bekam, war keineswegs das große Klangchaos, vielmehr wunderbarster Trio-Jazz, der – was Harmonik, Rhythmik und Melodik betrifft – kaum einmal Unerhörtes, Maßloses oder Experimentelles bot, dafür aber ein Höchstmaß an improvisatorischem Esprit, schlafwandlerischem Zusammenspiel und musikalischer Intensität. Vor allem die Intensität, wenn man will: der Überstrom, war dabei schier atemberaubend. […] Vielleicht ist es genau das, was die Sicherung Nummer 11 im Studio in Rummarö verhindert: künstlerischen Überstrom, der entsteht, wenn drei an sich schon große Ideenströme zusammenfließen. Der Romanfabrik muss das nicht erst klargemacht werden. Eine Nummer 11 gibt es dort nicht.“

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29.02.2020

 

4. März 2020 | Stephan Thome (Taipeh) & Volker Stanzel (Berlin): Chinas Blick auf Europa (Café Europa)

„‘Café Europa‘ mit Stephan Thome und Volker Stanzel behandelt am Mittwoch ab 20 Uhr in der Romanfabrik Frankfurt ‚Chinas Blick auf Europa.‘. China ist immer noch der bedeutendste Gegenpol zur europäisch geprägten Weltvorstellung. Trotz erzwungener Öffnung zur Welt (zum Warenaustausch, zum Kapitalismus) im 19. Jahrhundert durch die damaligen Weltmächte Großbritannien, Frankreich und Russland bleibt ein Moment der Fremdheit, ja des Misstrauens im Umgang. Die Diskutanten in der Romanfabrik interessiert der Blick der fremden Macht auf Europa, da dieser Blick auch das hiesige Selbstbild prägt.“

Offenbach Post, 29.02.2020

 

27. April 2020 | Frank Witzel: Inniger Schiffbruch

„Zögernd nähert sich die Kamera dem Geschehen auf der Bühne der Frankfurter Romanfabrik, schwebt über die leere Bestuhlung des Saals dem nüchternen Schwarz der Bühne entgegen. Dort sitzt schon Frank Witzel und wartet gemeinsam mit Michael Hohmann, dem Geschäftsführer der Romanfabrik, der moderierend die Lesung begleitet, auf das Startsignal. Pünktlich um zwanzig Uhr beginnt die einstündige Livestream-Lesung auf dem neu eingerichteten Corona-Kanal der Romanfabrik. […] Fast rückt ein Stück Normalität heran, eine Form der Lesung, die von anderen Literaturveranstaltern der Region in Zeiten von Corona bislang erstaunlich selten aufgegriffen worden ist. […] Und so versucht auch dieser Abend letztlich, im Digitalen, einen Begegnungsraum für Autor, Text und Leser herzustellen. Eine gelungene Premiere.“

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29.04.2020

 

26. Mai 2020 | Pit Knorr & Markus Neumeyer: Opa Corona

„Pit Knorr dichtet Pandemiepoesie. […] Zu Beginn des Corona-Lockdowns, zu Hause wie alle anderen, dachte Knorr, es brauche nun aber doch etwas Aufmunterung. Er schickte das erste Gedicht über Opa Corona in einen E-Mail-Verteiler mit dreißig Freunden. Die waren begeistert und leiteten es weiter. Inzwischen hat Pit Knorr eine Facebook-Seite, war schon bei ‚Fest und Flauschig‘, dem Podcast von Oli Schulz und Jan Böhmermann zu Gast, und hat viele weitere Gedichte über Opa Corona geschrieben. […] Opa Corona erzählt von seinen Erfahrungen im Lockdown, die sich kaum von denen seiner jüngeren Zeitgenossen unterscheiden dürften.“

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29.05.2020

 

9. Juni 2020 | Thomas Kapielski: Kotmörtel – Roman eines Schwadronörs

„Die Möglichkeit, unter Menschen und in die dritte Dimension des Lesungsbetriebs zurückzukehren, bietet nun die Frankfurter Romanfabrik: Während der Corona-Kanal des Hauses auf Youtube weiterläuft, konnten erstmals wieder einige Menschen in den Saal, um den Auftritt von Thomas Kapielski vor Ort zu erleben. Das war ein gutes, ein sehr gutes Gefühl, fast etwas überraschend, weil es zu Hause ja nun ganz gemütlich ist. […] Gerade aber weil Kapielski zwar witzig, jedoch nicht zum Kreischen ist (das würde ihm bestimmt auch auf die Nerven fallen), war es nach all den Wochen geradezu aufregend, die subtilen Reaktionen in Reichweite zu haben. Hier ein Aufkeckern, da ein Schnaufen. Auch Kapielski reagiert offenbar gerne auf Geräusche und Winks aus dem Publikum, er ist der sich vortastende Typ. Nicht schön, wenn dann da keiner ist.“

Frankfurter Rundschau, 11.06.2020

 

17. Juni 2020 | Saskia de Coster: Eine echte Mutter

„Die Biologie spielt eine Rolle. Im Moment der Geburt schon fängt das an. Es ist die eigene Erfahrung als der nichtleibliche Teil eines Mutterpaares, die Saskia de Coster zum zentralen Motiv ihres Romans „Eine echte Mutter“ – die Übersetzung des Originaltitels lautet „Nachteltern“ – gemacht hat. Funktionslos habe sie sich während des Geburtsvorgangs gefühlt, heißt es seitens der Ich-Erzählerin im Roman – auf Deutsch ist das Buch der in ihrer Heimat äußerst erfolgreichen belgisch-flämischen Schriftstellerin bei Tropen (Klett-Cotta) erschienen. […] Das Wort von der „Autofiktion“ fällt bei der Lesung in der Frankfurter Romanfabrik im Gespräch mit deren Leiter Michael Hohmann, der zudem (nach einer kurzen Sprachklangprobe am Original) in einer akzentuierten Art die ausgewählten Textpassagen vorträgt.“

Frankfurter Rundschau, 18.06.2020

 

30. Juni 2020 | Tom Kummer: Von schlechten Eltern

„Mit Fake-Interviews aus Hollywood machte der Journalist von sich reden. Als Romancier verarbeitet er in ‚Von schlechten Eltern‘ echte Erfahrungen als VIP-Fahrer und nähert sich auf dunstverhangenen Straßen dem großen Unbekannten des Lebens: dem Tod.“

Frizz, April 2020