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Pressestimmen

Ausschnitte aus der Berichterstattung über unsere Veranstaltungen

Peter Henning, Die Ängstlichen — 15. September 2009

„Hennings präzisen Blick auf die Neurosen des Mittelstands kann man pessimistisch nennen oder realistisch. Sicher jedoch ist, daß dem 1959 in Hanau geborenen Journalisten und Schriftsteller ein beeindruckendes Buch gelungen ist.“

Frankfurter Rundschau, 15. September 2009

„Auszüge aus den 500 Seiten machen klar: Peter Henning ist einer, der schonungslos beschreiben kann – und doch mit seinen Charakteren fühlt. Es klingt glaubhaft, wenn er sagt, daß er sie liebe. Seine Sprache, unerbittlich genau, mit Medizinerdeutsch durchsetzt, bringt ihre Furcht zum Ausdruck. Man merkt, daß der 50-jährige mehr als fünf Jahre daran gearbeitet hat, daß viel von ihm eingeflossen ist. Daß er nicht nur seine Geburtsstadt Hanau, sondern auch bedrückende familiäre Verhältnisse kennt. Und mit dem Thema Angst liegt er auf der Höhe der Zeit.“

Offenbach Post, 17. September 2009


Feridoun Zaimoglu, Hinterland — 29. September 2009

„ ... der Autor, mit äußerst angenehmer Stimme gesegnet, gehört nicht zu denen, die den Lesefluß durch Erläuterungen unterbrechen. So läßt sich das Auditorium hineinziehen in eine Welt voller Zwerge und Ritter, mit Tausendgüldenkraut und Hexenbesen.“

Offenbach Post, 1. Oktober 2009


Herbert Heckmann-Abend. Gedanken eines Katers beim Dösen — Dienstag 20. Oktober

„Er verstand etwas vom Schreiben und vom Schlachten, sprach der Literatur so gerne zu wie einem guten Wein und war, wie alle bezeugen, die ihn noch gekannt haben, zur Freundschaft so begabt wie nur wenige. [...] Die Freundschaft, zu der er fähig war, haben dem 1999 gestorbenen Schriftsteller nun zwei Weggefährten vergolten, die mit ihm im Hessischen Rundfunk eng zusammengearbeitet haben. Zum zehnten Todestag haben Hans Sarkowicz und Heiner Boehncke, einst Heckmanns Redakteure, einen Auswahlband mit Texten aus vier Jahrzehnten herausgegeben, den sie nun in der Frankfurter Romanfabrik vorstellten. Kaum ein Ort hätte passender sein können, denn auch an der Gründung und dem Erfolg dieser Frankfurter Literaturinstitution hatte Heckmann seinen Anteil.“

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22. Oktober 2009


Holger Ehling, England, glorious England — 24. November 2009

„Den durchtriebenen Charme des Elfen hat er sich bewahrt. Doch das Mutterland dieses Elementarspuks hat er schon geliebt, bevor er im Studententheater als Shakespeares Puck auftrat. Holger Ehling, fünf Jahre Korrespondent in London, war schon als Schüler ein England-Freak. [...] Ehlings scharfer, bisweilen makabrer Witz lebt von Ironie und Understatement. Die Metaphern sind treffend und plastisch. Sein historisch-soziologischer Ansatz macht die englische Geschichte begreiflich und die englische Küche verzeihlich.“

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27. November 2009


Hannelore Elsner: Monolog der Molly Bloom
Jürgen Wuchner Quartett: Continued Tales of Ulysses — 17. Dezember 2009

„Hannelore Elsner macht den Text atembar. Und sie bringt seine Sinnlichkeit herüber, ohne anstößig zu wirken. Davor, zwischendrin, am Ende immer wieder Wuchners Musik. Spannung und Entspannung, wie es gerade nötig ist. Das Tempo anziehend und drosselnd, unüberhörbar Effekte produzierend, die jedoch nicht Selbstzweck sind. Und – überraschend – mit Humor!“

Offenbach Post, 19. Dezember 2009

„ ... Hannelore Elsner [...] so, wie sie da selbstverständlich sitzt und liest, meint man Molly leibhaftig zu sehen, dieses überschäumende ewig-weibliche Korrektiv aller männlichen Kopfgeburten. [...] ... auch wenn in der Romanfabrik jetzt keine großen formalen oder inhaltlichen Verbindungslinien zwischen Musik und Sprache gezogen werden konnten, so wirkten die Kompositionen von Wuchners Quartett doch wie angemessene atmosphärische Ergänzungen zu Hannelore Elsners Monologen. [...] ... Klangkulisse für Molly Blooms losgelöste Gedanken und Empfindungen und zugleich musikalische Poesie eigenen Rechts. Keine künstlerische Selbstverständlichkeit und deshalb umso nachhaltiger.“

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 19. Dezember 2009

„Eine kaum wahrnehmbare Meeresbrise weht zu Beginn durch die Frankfurter Romanfabrik. Ist es ein Klatschen des Wassers im Hafenbecken oder das hohe Kreischen von Meeresvögeln, die sich gegen den Wind stellen? Geräusche, irgendwie verweht, verloren, verträumt. Spitzenbassist Jürgen Wuchner und sein Jazzquartett erschaffen in dieses ersten Minuten der Hommage an James Joyce ’Ulysses’ einen naturhaften, fließenden Klangteppich, der selbst Fußspuren im Meeresstrand abzubilden scheint. [...] Hannelore Elsner verläßt sich auf ihr irrisierendes Timbre und ihr großes Herz. Sie liest die Auszüge mit dem Gestus einer Schlafwandlerin, magisch, locker fließend, sich völlig dem Strom des Bewusstseins ausliefernd [...] Derart sinnlich-besinnlich und hochkarätig besetzt beschloß die Romanfabrik ihr Literaturjahr.“

Main Echo, 21. Dezember 2009

“Die Musik schlendert zuweilen so sorglos daher wie weiland Leopold Bloom durch Dublin und harmonisiert wunderbar mit dem unangestrengten Vortrag Hannelore Elsners. Ein überaus gelungener Jahresausklang in der Romanfabrik.“

Frankfurter Rundschau, 21. Dezember 2009

Heinz Sauer & Bob Degen, Isle de la Réunion — 17. Januar 2009

’Isle de la Réunion’ nennt das Duo seine Wiederbegegnung, und mit ’Stay in C’ beginnt ein Abend mit vielen Blue Notes. Zunächst dröhnt ein kräftiges Wehen aus dem Tenor, das wie ein Nebelhorn durch die trüben Schlieren dieses Januarabends klagt. Blauschwarze Töne, die Degen mit hellen Noten umspielt. So bleiben die Rollen verteilt an diesem Abend. Sauer gibt die Stimmung vor mit seinem Ton, der immer ein wenig heiser scheint. Der Impressionist am Klavier, der seine Finger mit stupender Flinkheit über die Tasten bewegt, konterkariert. Sein kräftiger Anschlag kann aber auch Blues und Gospel evozieren, denn die grundieren das Spiel der beiden so selbstverständlich wie das der großen Vorbilder Monk und Ellington.

Frankfurter Rundschau, 19. Januar 2009

Heinz Sauer hat mit seinem früheren Partner Albert Mangelsdorff den Jazz in Deutschland geprägt wie kaum ein anderer Musiker. Und Bob Degen, der Amerikaner mit Frankfurter Bodenhaftung, gehört ebenfalls seit Jahrzehnten zum erweiterten Kreis dieses alten deutschen Jazzadels. Dennoch kann man immer nur staunen, was sich an musikalischen Ideen, an Spielwitz und ästhetischem Gedankenaustausch einstellt, wenn solche Künstler einen inspirierten Abend haben und sich gegenseitig beflügeln. Heinz Sauer aber wird mehr und mehr zum Phänomen. Im Spätherbst seiner Karriere reift sein Spiel wie alter Wein [...] Bob Degen ist ein Pianist eigenen Rechts, aber er liefert zugleich einen klassischen Rahmen, der Heinz Sauer zum Ausmalen inspiriert. Auch so funktioniert Kongenialität.

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 19. Januar


Volker Braun, Machwerk oder Das Schichtbuch des Flick von Lauchhammer — 20. Januar 2009

Da macht sich einer, der in fast 70 Jahren viel erlebt hat, gründlich Gedanken über das Scheitern eines politischen, das Versagen eines wirtschaftlichen Systems. Und das geschieht, anders als im folgenden Gespräch, nicht in Form eines Grundsatzreferats. Es wird fabuliert, daß es eine Lust ist, mit Fantasie und Einfallsreichtum! Dem Publikum beschert Braun so einen anregenden Abend.

Offenbach Post, 22. Januar 2009

Mit diesem pikaresken Wagestück samt barocken Kapiteln und manischen Wortspielereien hat der Suhrkamp nach Tellkamps ’Turm’ ein weiteres Wendebuch vorgelegt. Nur daß diesmal nicht der Bildungsbürger im Mittelpunkt steht, sondern der Arbeiter, der nicht mehr arbeiten darf und deshalb seine Identität verliert. [...] ’Man kann die Arbeit nicht auf sich beruhen lassen’, sagt er. ’In der Sphäre menschlicher Tätigkeit entscheidet es sich, ob der Mensch frei ist.’

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 23. Januar 2009


Pippo Pollina & Linard Bardill, Caffè Caflisch — 24. Januar 2009

Flink agiert der Mann aus Sizilien, ihm zur Seite der große, ruhige Sänger aus Graubünden [...]. Beide servieren ein munteres Durcheinander aus Italienisch, Schwyzerdütsch und Rätoromanisch, wechselseitig übersetzend begleiten sie ihre Lieder mit Gitarre und Klavier.

Frankfurter Rundschau, 26. Januar 2009


Johannes Gelich, Der afrikanische Freund — 27. Januar 2009

Gelich, 1969 in Salzburg geboren, macht es sich und den Lesern in seinen Büchern nicht leicht. Kritisch und sprachlich brillant seziert er die Hochleistungsgesellschaft als ’beleidigende Schimäre’. [...] Von der politischen Sanftmütigkeit, die Gelich einst bei sich und anderen Autoren aus seiner Heimat beklagte, ist hier wenig zu spüren. Die österreichische Form vom ’Fegefeuer der Eitelkeiten’ verstört und fasziniert gleichermaßen.

Frizz, Januar 2009


Lea Singer & Georgi Mundrov, Konzert für die linke Hand — 10. Februar 2009

Gestern Abend bot die Romanfabrik in Frankfurt am Main ihrem Publikum wieder ein zweifaches Vergnügen: Lea Singer stellte ihren Roman ’Konzert für die linke Hand’, im Oktober 2008 bei Hoffmann & Campe erschienen, vor: Georgi Mundrow bewies eindrucksvoll, daß es tatsächlich möglich ist, mit nur einer Hand Klavier zu spielen.

BuchMarkt online, 11. Februar 2009


Jan Costin Wagner, Im Winter der Löwen — 17. Februar 2009

Der trockene Humor ist neu in Joentaas düsterer Welt, die den Südhessen und Wahlfinnen unter die großen aktuellen Krimischriftsteller Skandinaviens einreiht.

Offenbach Post, 19. Februar 2009


Mirko Bonné, Wie wir verschwinden — 10. März 2009

Daß Bonné in Poesie und Prosa gleichermaßen versiert ist, kommt dem Text zugute. Er besticht durch Bildhaftigkeit und hohe Suggestivität. Der Leser/Zuhörer sieht den Autounfall, dem Camus zum Opfer fällt, förmlich heraufziehen. Kunstvoll hat ihn der Verfasser auf mehrere Stränge verteilt, eingebettet in die Geschichte seines Ich-Erzählers Raymond [...].

Offenbach Post, 12. März 2009


Rebekka Hartmann, Violine solo — 14. März 2009

Es ist kaum hoch genug zu loben, daß sich die Romanfabrik dieser unterschätzten, unprätentiösen und mitreißenden Geigerin annimmt und sie erstmals in Frankfurt vorstellt!

Strandgut, März 2009


Rawi Hage & August Zirner, Als ob es kein Morgen gäbe — 17. März 2009

In seiner Wahlheimat Kanada ist er eine Art Popstar. Sein Debüt ’Als ob es kein Morgen gäbe’ hat den weltweit höchstdotierten Preis für ein Einzelwerk erhalten, den Impac Award. [...] Aus dem englischsprachigen Original liest Hage selbst, aus der seinen Tonfall sehr genau treffenden Übertragung von Gregor Hens der TV-bekannte Schauspieler August Zirner. Der nimmt seine mimischen Gaben zurück und findet zu angemessener Textgestaltung allein kraft seiner starken Stimme.

Offenbach Post, 19. März 2009


Pressekonferenz Krimireihe Mörderische Nachbarn — 25. März 2009

„Nicht nur in Deutschland, auch in der Schweiz und den Niederlanden werde lustvoll gemordet, sagte Michael Hohmann, Leiter der Frankfurter Romanfabrik, gestern bei der Vorstellung der neuen Lesungsreihe ’Mörderische Nachbarn’. Mit der Krimireihe, die in Zusammenarbeit mit dem niederländischen und dem schweizerischen Generalkonsulat entstanden ist, wolle man nicht nur Literatur aus den beiden Nachbarländern vorstellen, sondern auch den kulturellen Alltag, der die Schweiz und die Niederlande präge, sagte Hohmann.“

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26. März 2009


Veit Heinichen, Die Ruhe des Stärkeren — 1. April 2009

„Die europäische Dimension machte den Abend zum geeigneten Auftakt der Reihe ’Mörderische Nachbarn’.

Offenbach Post, 3. April 2009


Hansjörg Schertenleib, Das Regenorchester — 6. April 2009

„ ... eine Parabel über die heilende Kraft des Erzählens [ ... ] Schertenleib, der sich in den vergangenen Jahren mit Romanen wie ’Die Namenlosen’ und ’Das Zimmer der Signora’, mit Hörspielen, Gedichtbänden und Erzählungen einen Namen gemacht hat, verließ sich für seine Frankfurter Lesung auf Verstärkung. Die Schweizer Schauspielerin Hanna Scheuring las die von Niamh erzählten Passagen, denen sie einen passenden, leicht spöttischen Tonfall gab, einen lebensechten Klang zum Nutzen der Lesung und zur Freude des Zuhörers. [---] ’Ich will niemand belehren’. Er (Schertenleib) schreibe, weil er sein Leben immer wieder neu erfinden und zu Geschichten zusammenschmelzen wolle.“

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 9. April 2009


Micha Brumlik, Kritik des Zionismus — 22. April 2009

... ’Ich glaube nicht, daß die Zionisten recht hatten, sagte Brumlik. Nur Montgomerys Sieg gegen Rommel habe verhindert, daß die Gaswagen der Nationalsozialisten aus Athen nach Palästina verlegt worden seien. ’Der Zionismus hat nicht gesiegt. Er ist übrig geblieben.’ Allen selbstzerstörerischen Tendenzen des staatsbildenden Zionismus zum Trotz hat Brumlik eine postzionistische Vision, Er vertritt nicht nur eine Zwei-Staaten-Lösung, er wünscht sich Israel auch als Mitglied der Europäischen Gemeinschaft. [...] Der Pädagogikprofessor mit religionsphilosophischer Neigung hat einen langen Weg zurückgelegt vom zionistischen Lebensentwurf seiner Jugend bis zu dieser differenzierten Analyse aus dem Geiste Kants.“

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 5. Mai 2009


Thomas Kapielski, Mischwald — 28. April 2009

„Kapielski auf der Bühne ist stets ein Ereignis. Er präsentiert seine Texte in einer großartigen Mischung aus Lesung und einem sich selbst karikierenden, ironischem Kommentar ...“

Frankfurter Rundschau, 28. April 2009

„... Kapielski, unüberhörbar Berliner, Künstler, Schriftsteller, hoch gebildeter Spaßmacher- und Pointenverweigerer, wie sein Auftritt einmal mehr unter Beweis stellte. [...] Kapielskis texte sind wie der Welt – banal bis absurd.“

Frankfurter Rundschau, 30. April 2009

„In der Romanfabrik hat der Berliner Künstler, Schriftsteller, Musiker, Fotograf und Performer jetzt sein Buch ’Mischwald’ vorgestellt, das vor kurzem in der Edition Suhrkamp erschienen ist: aphoristische und anekdotische Notizen aus dem Alltag eines Künstlersozialklassen-Mitglieds. Zwischen Bockbier-Flatulenzen und mystischen Höhenflügen, Aufzählungen von Mücken, Fliegen, Käfern und Schmetterlingen, Gedanken über einen Hocker und über eine ’Schraubenmutter auf blauem Grunde’ finden sich allerlei Weisheiten: etwa über die Selbstverständlichkeit der eigenen Sprache, die Kapielski mit Passagen aus dem Ungarischen unterminiert – Hommage an eine Übersetzerin, die von Erdnüssen und Rotwein lebt.“

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30. April 2009


Jakob Arjouni, Der heilige Eddie — 19. Mai 2009

„ ... ist Arjounis neuer Held Eddie, der Taschendieb und Straßenmusiker [...] vielseitig begabt. Er hat mehrere Berliner Typen einstudiert, in deren Verkleidung er sich durchlaviert. Das garantiert Lacher im Publikum – Arjouni sagt selbst, er wolle gut unterhalten werden. Gesellschaftskritik ist nicht seine Sache, trotzdem gelingen im ein paar gute Berlin-Beobachtungen, besonders dort, wo es um die arrivierte Ökoszene in Kreuzberg geht. Das gefällt dem Publikum, wenn Arjouni animiert seinen Helden vorstellt.“

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25. Mai 2009


Julia Schoch, Mit der Geschwindigkeit des Sommers — 26. Mai 2009

Ob der lakonische ’Schoch-Sound’ ein Garant für Authentizität sei, wollte Hausherr Michael Hohmann wissen. Die Autorin lächelte hoffnungsfroh und gab zu, an diesem Buch gern gearbeitet zu haben: ’ohne zu kämpfen’ wie sonst. Hohmann glaubte, die Erzählhaltung der französischen Schriftstellerin Marguerite Duras herausgehört zu haben. ’Sie ist mir nicht fremd’, erwiderte Schoch sybillinisch.“

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28. Mai 2009

„Es geht um das Ende aller Träume, wenn die Freiheit errecht ist, und das Verschwinden eines Menschen. Der von der Kritik hochgelobte ’Schoch-Sound’ wird dem gerecht.

Offenbach Post. 29. Mai 2009


Christoph Stiefel, Inner Language Trio — 28. Mai 2009

„Es ist schon so: Konzerte in der Romanfabrik bewahren etwas von der Atmosphäre des Salons früherer Zeiten. Man trifft sich, unterhält sich, ißt einen Happen, trinkt ein Glas und lauscht Schöngeistigem. [...] Christoph Stiefel, der klassisch gebildete Jazzpianist aus Zürich, mußte sich jetzt mit seinem ’Inner Language Trio’ wohl auch nicht erst mühsam an diese Sphäre anpassen. Seine Musik hat immer schon vergangene Klangästhetik reflektiert. [...] Vor allem im Zusammenspiel mit dem hochsensiblen, gleichwohl kraftvoll intonierenden neuen Kontrabassisten Thomas Lähns und seinem wie ein Schweizer Präzisionswerk tickenden, langjährigen Schlagzeuger Marcel Papaux entsteht ein hochkompexes Netzwerk aus freien Improvisationspassagen und polyphonem Satz. [...] Ein überzeugendes Konzept.“

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30. Mai 2009


Otto Sander & Gerd Bessler, ich bin etwas schief ins Leben gebaut — 30. Mai 2009

„’Ich bin etwas schief ins Leben gebaut’ – die lyrische Selbstbeschreibung von Joachim Ringelnatz [...] unter dieses Motto stellte der Schauspieler aus Berlin seine Lesung mit Texten des vor 75 Jahren dort gestorbenen Dichters. In der ausverkauften Frankfurter Romanfabrik erlebte das Publikum einen intensiven Abend. [...] Musikalisch assistierte Gerd Bessler kongenial am Flügel und auf der Stroviola, einer Bratsche mit Schalltrichter; ’La Paloma’ inbegriffen. Mit der köstlichen Rotkäppchen-Variation aus Säufermund als Zugabe kamen schließlich die Kinder auf ihre Kosten.“

Offenbach Post, 3. Juni 2009


Stefanie Zweig, Die Kinder der Rothschildalle — 9. Juni 2009

„... Leser ihrer autobiographisch gefärbten Erfolgsbücher ’Nirgendwo in Afrika’ und ’Irgendwo in Deutschland’ erfahren nichts Neues – die anderen lernen eine auskunftsfreudige Frau kennen, die ihre Lebens- in Literaturgeschichte ummünzt.“

Offenbach Post, 11. Juni 2009

Freies Tanztheater Frankfurt: Im Wechsel, eine synästhetische Tanzperformance — 1.–4. September 2008

„...Vor allem aber ist es das Zusammenwirken von Bräunings und Pereiras Armen, die die Kraft und den Tiefgang von ’Im Wechsel’ ausdrücken. Wellenförmig verbinden und trennen sie sich, nähern sich einander an und entfernen sich wieder. Beständigkeit und Stillstand kennen sie nicht — nicht einmal am Ende der gut 60 Minuten, als sie sich wieder am Ausgangspunkt treffen ... und ein vorher genannter Satz von Michael Rieth erhält erst vor diesem Hintergrund seine ganze Gewalt: ’Die Zeit steht alle Zeiten still, an uns liegt es, sich zu regen.’“

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 4. September 2008

„...das hauchfeine Gesamtkunstwerk...“

Frankfurter Neue Presse, 4. September 2008

„...Die geschmackssichere Musikauswahl allein würde den Besuch lohnen ... Verschmelzungen von Lyrik und Philosophie geben Teile des Gedichtzyklus ’Raum und Zeit’ von Michael Rieth ein, aus dem Off rezitiert von Christine Bürkle und Rieth. Zwischen Mann und Frau herrscht Anziehung. Dann lässt sie die Krallen spielen, schubst ihn rüde und stellt sich aufs Podest, er bleibt zurück. So lässt man sich Geschlechterrollen gern zeigen!“

Offenbach Post, 5. November 2008


Hellmuth Karasek: Vom Küssen der Kröten — 9. September 2008

„...Er schreibt sehr pointiert, was eine Qualität ist. Es wird viel gelacht an diesem Abend – nicht selten allerdings über Bonmots und Witze, die Zitate aus fremden Federn sind. Was im Falle einer Glosse durchaus ja erlaubt ist...„

Offenbach Post, 11. November 2008


Günter Amendt: Die Legende vom LSD — 11. September 2008

„Bei der Lesung ... in der Romanfabrik Frankfurt wirkte er wie ein Beweis dafür, dass Drogen nicht zwangsläufig zu sozialem Abstieg und körperlichem Verfall führen. Umgekehrt besteht, betont er, kein Anlaß zur Verharmlosung ... ’Moralfrei’ nennt Amendt seinen Ansatz. Er plädiert für Aufklärung im Sinne verantwortungsbewussten Umgangs. So könnten Risiken gemindert werden. Drogen haben einen Bedeutungswandel erlebt, viele fallen ihnen anheim. Leben und Beruf sollten aber ohne sie auszuhalten sein.“

Offenbach Post, 13. September 2008


Krista Posch: Heut verschenk ich meinen Mann... — 27. September 2008

„...Krista Posch singt mit prägnanter Stimme von den Frauen, die sich einen Mann erträumen...„

Offenbach Post, 3. Oktober 2008


Trio Lézarde Jazz & Ursulla Illert, Leben einzeln und frei — 9. Oktober 2008

Der Abend, in Kooperation mit der Jazz Initiative Frankfurt gestaltet, entführte die begeistert lauschenden Zuschauer in die Welt des berühmten türkischen Schriftstellers Nazim Hikmet, der die türkische Lyrik modernisierte und auf eigene, neue Art und Weise musikalisierte und rhythmisierte. [...] wunderbare Musik die Zuhörer wie auf einem orientalischen Teppich mitnimmt und mit den Texten zu einem großen Ganzen verwoben wird. Das Publikum hat bestätigt: Diese Arbeit hat sich gelohnt.

Bornheimer Wochenblatt, Nr. 42, 16. Oktober 2008

Eine gelungene Premiere, der hoffentlich noch viele Vorstellungen folgen werden.

BuchMarkt online, 10. Oktober 2008


Jan Koneffke, Eine nie vergessene Geschichte — 25. November 2008

[...] ein eindrucksvoller Abend.

Offenbach Post, 28. November


Philosophisches Café – Gert Scobel, Weisheit — 8. Dezember 2008

"Weisheit ist das Vermögen, mit realer Komplexität umzugehen." Gert Scobel weiß, daß dies keine klassische Definition ist, aber er hält sie für vernünftig. Im Philosophischen Café der Frankfurter Romanfabrik sprach der Fernsehmoderator, der bei den Jesuiten von St. Georgen Theologie und Philosophie studiert hat, über sein jüngstes Buch: ’Weisheit’ versteht sich als Suchbewegung quer durch die globale Kulturgeschichte. Im Gespräch mit Ruthard Stäblein vom Hessischen Rundfunk und dem Erziehungswissenschaftler Micha Brumlik von der Goethe-Universität entpuppte sich Scobel allerdings als überzeugter Anwalt zenbuddhistischer Weltdeutung im Lichte zeitgenössischer Hirnforschung und plädierte für die Übernahme meditativer Techniken in der Schule.

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16. Dezember 2008


Ingrid Noll, Kuckuckskind — 16. Dezember 2008

Es beginnt mit französischer Schmalzmusik, einer fremden Frau im Arm des Ehemannes und einer Attacke mit frisch aufgebrühtem Tee. Zum Schluss gibt es einen Schwangerschaftstest, drei Vaterschaftstests und auch Tote – wie immer in Ingrid Nolls Krimis. Nur, daß ‚Kuckuckskind’ eigentlich gar kein Krimi ist und dennoch ein ‚Whodunnit’, wie das Genre auf Englisch genannt wird. ‚Wer ist der Vater?’, ist die zentrale Frage in Nolls neuem Roman. [...] Von Zeit zu Zeit wird Nolls Lesung von schallendem Gelächter unterbrochen, doch sie macht, ohne die Miene zu verziehen, weiter: mit trockenem Humor, Sarkasmus und Ironie.

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18. Dezember 2008


David Liebman & Marc Copland, Duo — 18. Dezember 2008

Doch, mit dem Publikumszuspruch beim Konzert von Marc Copland und David Liebman kann man zufrieden sein. Immerhin füllt das Gastspiel der beiden US-Jazzer den kleinen Saal der Frankfurter Romanfabrik. Nimmt man indes die Kritikerstimmen als Meßlatte, dann müßte man für die beiden zumindest die Jahrhunderthalle reservieren. [...] Tastend oft die Anfänge, wenn der hagere Mann am Klavier ein paar Noten zusammensucht. Mühsam, wie es scheint, und nicht ohne Skrupel, Copland geizt förmlich mit seinen Noten. Kein Vergleich mit dem freigiebigen Liebman, der zuweilen mit Tönen nur um so spuckt. Was die beiden eint, auch das kann man an diesem Abend in Frankfurt hören, das ist die Liebe zum Detail und der Hang zu kreativen Umwegen, aber auch die Vertrautheit mit der Jazzhistorie.

Frankfurter Rundschau, 22. Dezember 2008

Klaus Reichert & Michael Walther: Lewis Carroll „Sylvie und Bruno“ — 15. Januar 2008

„Es gibt Bücher, die sind zu gut für diese Welt. So zumindest scheint es sich mit Lewis Carrolls Sylvie und Bruno zu verhalten ... Dabei ist Carrolls letztes Werk ebenso amüsant wie seine berühmten Vorläufer. In der Frankfurter Romanfabrik stellte Klaus Reichert zusammen mit dem Übersetzer Michael Walther nun die im vergangenen Jahr bei dtv erschienene Ausgabe des Buches vor ... Dabei bieten die Geschichten aus „Absonderland“ genau das, was die Anhänger der „Alice“-Bücher lieben – eine absurde und sehr witzige Logik des sprachlichen und gedanklichen Spiels. Sylvie und Bruno hat die Aufmerksamkeit aller Leser verdient, die nichts gegen Verschrobenheit haben und wieder einmal herzlich lachen wollen.“

Frankfurter Rundschau, 17. Januar 2008


Heinz Sauer & Michael Wollny — 17. Januar 2008

„Bei Sauer und Wollny gibt es keine Geschwindigkeitsrekorde, keinen virtuosen Leerlauf, vor allem aber keine Geschwätzigkeit. Selbst Wollnys weitschweifigste Klaviereinleitung wird eingefangen von der epigrammatischen Dichte von Heinz Sauers Saxophonspiel. Überhaupt Sauer! Was man immer schon ahnte und spürte, wird allmählich zur Gewissheit ... ein unverwechselbarer Solitär. In jedem Ton hört man den Skrupel eines hochsensiblen Geistes, der selbst in der Blitzgeschwindigkeit einer Improvisation noch Zeit findet, jedes Klangsignal hin und her zu wenden, bevor es wert erachtet wird, den Schalltrichter des Instruments zu verlassen ... Zum wunderbaren Ereignis, zur extremen Kletterpartie auf den Gipfel der Kunst aber wird Sauers Klangästhetik vor allem im Zusammenspiel mit dem stilistisch vordergründig so anders geprägten Michael Wollny, der ein wahres Trommelfeuer an perkussivem Klavierspiel entfacht, zugleich aber auch die Innereien des Flügels zu impressionistischem Flirren nutzt. Bisweilen befreit er die Saiten von der Dämpfung, um die Phrasen Sauers wie ein Echo aus Obertönen dem Flügel zu entlocken. Man kann es als musikalische Verbeugung eines jungen Künstlers vor der gigantischen Leistung eines genialen Veteranen deuten. Und als I-Tüpfelchen auf einem grandiosen Konzert.“

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24. Januar 2008


Michael Kleeberg: Karlmann — 22. Januar 2008

„In fünf langen Episoden entwirft Kleeberg, als Übersetzer an Proust geschult an der episch breiten Erzählkunst, ein Portrait der Generation der 40-jährigen bis in die späten Achtzigerjahre hinein ... Ein Gesellschaftsroman im ganz großen Stil ist Karlmann letztendlich geworden.“

Frankfurter Rundschau, 22. Januar 2008


Georg M. Oswald: „Vom Geist der Gesetze“ — 12. Februar 2008

„Die Erfahrung, die Lew Tolstoi beim Schreiben von „Anna Karenina“ machte, ist auch Georg M. Oswald zugestoßen. Tolstoi begann die Arbeit an seinem Roman in der festen Absicht, mit dessen ehebrecherischer Heldin scharf ins Gericht zu gehen. Im Laufe der Niederschrift des Buches wuchs ihm die Gestalt, die er nur zu dem Zweck erfunden hatte, ihre Moral zu verdammen, dann so sehr ans Herz, daß sie ihm zunächst gegen den eigenen Willen, immer vielschichtiger und menschlicher geriet. Manchmal macht das Schreiben eben nicht nur die Figuren des Textes, sondern auch deren Autoren human. Georg M. Oswald, Tolstois 1963 in München geborener deutscher Kollege, untersucht, was gerade falsch läuft in Politik, Wirtschaft und Rechtsprechung, genauso gerne wie der barmherzige russische Moralist... „Es hat sich beim Schreiben ergeben, daß auch er [Schellenbaum, der Held des Romans] ein Geschlagener ist.“ Gerne läßt der Leser daher Gnade vor Recht ergehen.“

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14. Februar 2008


Triosence: when you come home — 20. März 2008

„Was die drei von triosence in der Frankfurter Romanfabrik spielen, das ist eleganter Wohfühljazz, der sich an den elegischen Kompositionen eines Bill Evans orientiert, aber auch all das kann, was den zeitgenössischen europäischen Jazz prägt: Melodiöse Themen werden gerne kombiniert mit weltmusikalischen Themen und einem federnden Rhythmus. Jazztradition und Blueserbe verschmilzt triosence zu poppig kurzen, ausgefeilten Stücken, die auch die Verwandtschaft mit Bands wie Steely Dan und Weather Report nicht leugnen. Eine auf Anhieb packende Musik, die auch ihre sentimentalen Momente hat, um dann wieder luftig auszumarschieren. Diese Anverwandlungen des klassischen Jazz lockt offenkundig ein Publikum weit über den gewieften Clubgänger hinaus ...“

Frankfurter Rundschau, 25. März 2008


Edgar Hilsenrath: Werklesung — 18. März 2008

„Es raucht! Und das auf der Bühne der Frankfurter Romanfabrik, an jenem Ort, wo rundherum an den Wänden Porträtfotos von Schriftstellern mit Zigarette aufgehängt sind, darüber jeweils in ironischer Übertreibung ein Nichtrauchersymbol. Das schert Edgar Hilsenrath jedoch wenig. Man wird nicht 81 Jahre alt und steht das durch, was Hilsenrath durchgestanden hat, um sich dann von wem auch immer die Zigarette verbieten zu lassen ... Zum Raucher wurde Hilsenrath übrigens im Ghetto. Nachdem er kurz zuvor dem Tod entronnen war, bekam er eine Zigarette angeboten, die zweite und beste seines Lebens.“

Frankfurter Rundschau, 20. März 2008

„Der Abend ist ein Gang durch Edgar Hilsenraths Jahrhundert, ein Selbstportrait in Adressen, die meisten von ihnen unter Zwang gewählt ... Der Verleger Volker Dittrich begleitet diesen absonderlichen, lebensgefährlichen Weg mit Passagen aus Hilenraths Gettobuch Nacht (1964), aus seinen ostjüdischen Erinnerungen der meist autobiographischen Romane oder der berühmt gewordenen Satire Der Nazi und der Friseur von 1977 ... Edgar Hilsenrath liest selbst nur drei kurze Texte, antwortet dafür aber ausgiebig mit seiner kleinen, leisen Stimme auf Dittrichs Fragen. „Wir sollten ja erschossen werden“, sagt Hilsenrath. Und: „Halle war eine richtige Nazistadt.“ Und: „Ich ging durch ganz Bessarabien zu Fuß.“ Mitteleuropäische Landschaften, die kaum jemand noch auf der Karte findet, weil sie der Krieg und der Holocaust zerstörten, hat Hilsenrath abgemessen und durchbuchstabiert. Es gibt nicht mehr viele Menschen, denen man dabei zuhören kann, wie sie aus der Bukowina erzählen: jener Gegend, von der Paul Celan gesagt hat, daß in ihr Menschen und Bücher lebten.“

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20. März 2008


Alexander Pechmann: Die Bibliothek der verlorenen Bücher — 3. April 2008

„’Die Bibliothek der verlorenen Bücher’ (Aufbau-Verlag) heißt Pechmanns Buch, das er in der Frankfurter Romanfabrik vorstellte, ein Buch, wie er betonte, ’ohne Skrupel und bildungsbürgerliches Anliegen’. Es führt, wie Romanfabrik-Leiter Michael Hohmann bemerkte, in eine ’tiefe Welt der Bücherverrückten’, in das Zwischenreich von gesicherter Erkenntnis und Spekulation: verschollene Mauskripte berühmter Autoren; Bücher, die in anderen Büchern erwähnt werden. Es ist die große Faszination der Bibliophilen, diese Bücher im Gespräch zu halten. „

Frankfurter Rundschau, 5. April 2008


Karl Meyer: Die Kunst der stilvollen Selbstbereicherung — 8. April 2008

„Interessant, dass rund 20 Neugierige zu einer Lesung kamen, dessen Autor (noch) ein No-Name ist. Vielleicht ändert sich das irgendwann. Applaus erhielt Jochen Nix zu Recht, denn sein kurzfristiger Einsatz und seine Vortragstechnik waren es wert.“

Bornheimer Wochenblatt, 17. April 2008


Jan Sibelink, Im Garten des Vaters — 15. April 2008

„’Im Garten des Vaters’, der Roman des 1938 geborenen niederländischen Autors Jan Siebelink, war in seiner Heimat mit rund 600000 verkauften Exemplaren der erfolgreichste Roman der Nachkriegsgeschichte — angesichts der düsteren Geschichte ein durchaus verwunderlicher Umstand... „

Frankfurter Rundschau, 17. April 2008

„...fragt man sich, was die Niederländer in Zeiten eines in Zeiten eines nahezu gescheiterten interreligiösen Dialogs mit dem Islam an diesem Buch fasziniert. Der Sog der kunstvoll aufgebauten Spannung, der den Leser unwiderstehlich in den Erzählduktus zieht? Das Identifikationsangebot der calvinistischen Tradition in einem liberalen Vorzeigeland? Oder das Motto, mit dem der Autor sich auf das Hohelied der Liebe aus dem ersten Korintherbrief bezieht, wo auch zu lesen ist: ’Sie eifert nicht.’ Sibelink hat ein Buch über die Liebe geschrieben — ex negativo.“

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 3. Mai 2008


Jani Virk & Jáchym Topol — 27. Mai 2008

„...Im Rahmen der EZB-Kulturtage stellten sich abermals zwei Schriftsteller unter dem Motto ’Kleine Sprachen – Große Literaturen’ vor. Neben dem sympathischen Sponti Topol empfahl sich in der Frankfurter Romanfabrik der stillere slowenische Autor Jani Virk mit seinem Roman ’Sergijs letzte Versuchung’ ... Ihre Bücher beweisen jedenfalls, daß sie mehr vom östlichen und südöstlichen Mitteleuropa wissen als wir. Vielleicht schwindet mit der Lektüre ja die Angst vor dem Unbekannten jenseits der Oder und der Drau.“

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29. Mai 2008


Künstlerfreundschaften: Eva Demski, Mischka Popp & Thomas Bergmann — 4. Juni 2006

„...Heute hat der Dokumentarfilm kaum mehr Raum im öffentlich-rechtlichen Fernsehen. Und angesichts des Abends konnte man das wieder einmal herzlich bedauern. ’Künstlerfreundschaften’ heißt die lockere Reihe der Romanfabrik, für die deren Leiter Michael Hohmann nun Demski als Gastgeberin gewinnen konnte. Freundschaften zwischen Künstlern seien wie Pilze im Wald: man sehe sich nicht immer, sei aber durch ein unterirdisches Myzel verbunden, sagte Demski...“

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 6. Juni 2008


Feridun Zaimoglu, Liebesbrand — 10. Juni 2008

„...Zaimoglu hat das innere Lodern der Sufis und Troubadore, die Erotik des Hoheliedes und den Juan de la Cruz im Pathos seiner eigenen Prosa fortgeschrieben: ein westöstlicher Purgatorio.“

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18. Juni 2008


Manfred Häder & Danny Dziuk: Blues trifft Lied – 7. Juni 2008

„...Der Wahlberliner Dziuk, der in den neunziger Jahren einige erfolgreiche Songs schrieb, mit Wiglaf Droste mehrere Platten aufnahm und Filmmusiken komponierte, unter anderem für ‚Tatort‘, zaubert mit Boggie. Piano, ein bißchen Stampfen und einer Handvoll Riffs der Gitarre sofort Atmosphäre wie in einer verrauchten Jazzbar ... Das bleibt auch während des Solo-Auftritts von Manfred Häder so: 1967 gründete Häder die legendäre ‚Frankfurt City Blues Band‘, bis heute schüttelt der Traditionshüter geschmackvoll – ‚klassische‘ Bluesphrasen locker aus seiner E-Gitarre...“

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21. Juni 2008

Ror Wolf — 1. September 2007

„...Der Abend gilt der ’neunundzwanzigsten Ausschweifung’ Ror Wolfs, im Schöffling Verlag erschienen. Christian Brückner ist nicht allein auf der Bühne, sondern mit Heinz Sauer, Saxofon, und dem viele Jahre jüngeren Pianisten Michael Wollny. Nein, kein Jazz-und-Lyrik-Abend. Niemand untermalt oder begleitet hier etwas, jeder sagt, was er zusagen hat, der Text beziehungsweise der Vorleser gibt die Dramaturgie vor, und alles fügt sich erst im wahrnehmenden Sinnesapparat der Zuhörer zusammen. Wobei diese scheinbare Selbstläufigkeit ein Symptom dreifach hochseilsicherer Souveränität ist. Alle drei Künstler beherrschen die vielsagende Beiläufigkeit: Brückner wie Wollny wie Sauer wie Wolf sind Großmeister der Intonation, der Andeutung und angedeuteten Klangstellung, der Form und Rhythmus und Klangnuancierung...“

Frankfurter Rundschau, 3. September 2007


Jan Costin Wagner — 4. September 2007

„...Eine Lesung mit Jan Costin Wagner ist kein unterhaltsamer Abend – und doch ist es, wie Wagner in seinem Roman ’Das Schweigen’ schreibt, für den Zuhörer eine „Explosion, die Erleichterung bringt“. In der Frankfurter Romanfabrik ereignete sich am Dienstagabend eine solche Explosion...Gerade mal eine Stunde dauern diese Lesungen,, das Publikum in der ausverkauften Romanfabrik hat nichts zu sagen, nachdem Jan Costin Wagner sein Exemplar von ’Das Schweigen’ zugeklappt hat. Die Zuhörer sitzen und schweigen – und dieses Schweigen ist die größtmögliche Anerkennung für Jan Costin Wagners Schreibkunst;: dass Menschen sprachlos sind, geschieht nicht mehr allzu häufig in einer Gesellschaft unablässigen Informationsflusses...“

Main-Echo, 6. September 2007


VAEVICTIS: Das Debattenduell — 20. September 2007

„Froh und Contra... Ein unterhaltsamer Debattierclub in der Romanfabrik... Organisator des Wettstreits... ist der Verein ’Vaevictis’. Von nun an veranstaltet er das Debattierturnier einmal im Monat. Mitmachen kann jeder, der mutig genug ist. Denn eines hat der Abend gezeigt: Drei Minuten sind im Rampenlicht eine lange Zeit. Vor allem, wenn die Argumente fehlen.“

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22. September 2007


Sascha Anderson — 25. September 2007

„...Anderson liest mit großer Intensität, eine zurückhaltende Choreographie der Hände gehört dazu. Auch die Prosa klingt wie ein Gedicht, mit ihren ausschweifend langen Sätzen, es sind Passagen aus der vor einem Jahr erschienenen Novelle ’Totenhaus’... Es gab eine Zeit, da niemand, jedenfalls im organisierten Kulturbetrieb, etwas von dem enttarnten Stasi-Spitzel annahm. Diese Zeit ist vorbei. Die Kritik hat bemerkt, dass man an der poetischen Gabe dieses Mannes nicht vorbeigehen kann...“

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27. September 2007


Thomas Brussig — 22. Oktober 2007

„...Schon in ’Leben bis Männer’ hat sich der Schriftsteller Thomas Brussig schlüssig in ein Fußballer-Innenleben hineinversetzt, in das eines Trainers. Nun, in seinem neuen Buch ’Schiedsrichter Fertig’, ist es ein Unparteiischer, den Brussig seinen inneren Monolog sprechen lässt. Rund vierzig Minuten lang las Brussig in der Frankfurter Romanfabrik, und wieder einmal zeigte sich, dass der Autor es versteht, seinen Charakteren im Vortrag Leben einzuhauchen...“

Frankfurter Rundschau, 29. Oktober 2007


Robert Menasse — 30. Oktober 2007

„...Alle Rezensenten des bei Suhrkamp erschienenen Buches haben dem Roman seinen Witz zugute gehalten, was auch immer sie dieser Bewertung dann an Lob und Kritik noch hinzufügten. Live stellt sich heraus, dass ihre Berichte von Menasses Humor nichts sind gegen den gekonnten Vortrag, mit dem er selbst für sein Buch eintritt. Menasse weiß, dass für den Witz ernst sein alles ist. Er ist todernst. In der gutbesuchten Romanfabrik riss er die Besucher mit den grämlich vorgetragenen Abenteuern seines Liebesritters von der traurigen Gestalt dabei zu Lachstürmen hin...“

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 1. November 2007


Kurt Flasch — 24. Oktober 2007

„...Im Philosophischen Café der Romanfabrik sollte Flasch, geschätzter Feuilleton-Rezensent dieser Zeitung, mit Mischa Brumlik über Leid und Trost diskutieren, doch der Pädagoge bleib wegen Krankheit fern. Der Philosoph und der Moderator Ruthard Stäblein vom Hessischen Rundfunk mussten improvisieren. So kam der Zuhörerkreis in den Genuss eines universalistischen Eckhart-Vortrages aus dem Stegreif... Danach scharten sich die Zuhörer begeistert um ihn...!

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 3. November 2007

„... und verfügt mit Michael Hohmann seit 1992 über einen künstlerischen Leiter, der ein Programm macht, zu dem die Musik genauso dazugehört wie die Literatur. Noch immer ab ist die von Hohmann geführte Romanfabrik ein Haus mit Ideen. Zu Hohmanns erfolgreichen Neuerungen des vergangenen Jahres zählt das ‚Philosophische Café’ ... Als Mieter auf dem Areal der ehemaligen Union-Brauerei ist die Romanfabrik seit 1999 am Aufschwung des Frankfurter Ostens beteiligt. Da kann Michael Hohmann stolz zurückblicken: „Wir gehören nicht zu den repräsentativen, sondern zu den initiativen Kultureinrichtungen.“... Auch für das neue Jahr plant Hohmann neue Veranstaltungsreihen. ‚Künstlerfreundschaften’ heißt die erste, die am 11. Januar mit Christoph Hein und Hans-Eckhardt Wetzel beginnt. Dabei geht es um etwas, was ihm schon immer am Herzen gelegen hat: „Mein Lieblingsschwerpunkt ist die Verbindung von Wort und Ton.“ Vor allem aber hat Hohmann sich für dieses Jahr die Verwirklichung eines alten Traums vorgenommen: ein neues Literaturfestival. ‚MetropoLitan’ soll es heißen. Sich in der Bücherstadt Frankfurt dem Erzählen in der Stadt widmen und alle zwei Jahre im Wechsel mit dem städtischen Festival ‚LiteraTurm’ stattfinden. Wenn alles klappt, sollen dann an einem Sommerwochenende vor der Buchmesse zehn Schriftsteller aus den Metropolen der Welt an verschiedenen Orten entlang des Mains lesen und miteinander ins Gespräch kommen ... Zu wünschen wäre, daß Hohmann auch weiterhin Ideen dieser Art entwickelt und in der Stadt auf Unterstützung trifft.“

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 4. Januar 2007


Christoph Hein & Eckhard Wenzel — 11. Januar 2007

„Wann dürfte man das letzte Mal erlebt haben, daß das Publikum bei einer Lesung in der Romanfabrik ‚Deideideidei’ summt — freiwillig?... ‚Künstlerfreundschaften’ heißt die neue Reihe, die nun mit einem gemeinsamem Auftritt des Schriftstellers Christoph Hein und des Liedermachers Hans-Eckhardt Wenzel ihren Anfang nahm ... nach drei Stunden und einer Zugabe konnte man von einem erfolgreichen Beginn sprechen ... Halb und halb, das war an diesem Abend in der Romanfabrik eine glückliche Kombination.“

Frankfurter Rundschau, 13. Januar 2007

„Eine schöne und grimmige Welt ist es, in der sie sich eingerichtet haben. Christoph Hein, der Schriftsteller, und Hans-Eckhardt Wenzel, der Chansonnier, treffen, so verschieden ihr Werk auch ist, denselben Ton im Reden über die Liebe, das Leben und den großen Rest.“

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 19. Januar 2007


Heinz Sauer & Wichael Wollny — 13. Januar 2007

„Wollny und Sauer, dieses ‚Traumpaar des Jazz’ ... Wer es nicht erlebt hat, kann es zu Hause wenigstens nachempfinden: Sauers und Wollnys gemeinsame CD Melancholia ist bei Act Music erschienen.“

Frankfurter Rundschau, 15. Januar 2007


Otto A. Böhmer — 23. Januar 2007

„Schreiben, so erläuterte Otto A. Böhmer, sei, wie in einen Kuhfladen zu treten – dieser Quelle auf, und es sei besonders interessant zu beobachten, was rechts und links des Schuhs so sichtbar werde. Sein Roman Der Zuwender ... ist, wie Michael Hohmann von der Romanfabrik es formulierte, ‚die Geschichte einer Republik, die von einem Medienkanzler angeführt wurde’ ... Ob er recherchiert oder nur spekuliert habe, wurde Böhmer nach seinem Vortrag gefragt. Er habe, so antwortete dieser, aus dem Blickwinkel der großen Partei der Nichtwähler geschrieben, hoffe aber trotzdem, daß es in der Politik nicht so zugehe wie bei ihm. Das hoffen wir auch.“

Frankfurter Rundschau, 26. Januar 2007


Christof Lauer Trio — 25. Januar 2007

„Gute Live-Musik hat immer etwas Physisches, besonders wenn Blasinstrumente im Spiel sind und eines dieser Blasinstrumente eine Tuba ist, die zudem von Michel Godard gespielt wird, voller rhythmisch-melodischer Präsenz... und erst recht, wenn Christof Lauer Sopran- und Tenor-Saxophon spielt und man seine Atempausen so wenig hört, daß man sich fragt, woher er... die Luft nimmt für diese klanglich und melodisch vielschichtig gestalteten, schwerelos und kraftvoll zugleich wirkenden Phrasierungen; und wenn dann auch noch Garry Husband am Schlagzeug sitz, die dem eine hohe rhythmisch-klangliche Ereignisdichte nicht mit lautem Dengeln einher geht. Wenn all das zusammenkommt, dann bekommt Live-Musik sogar manchmal etwas Metaphysisches. Der kleine Konzertsaal der Romanfabrik... ein Klangraum, den sich die Musik selbst geschaffen hat in jedem ihrer Hörer... dieses Trio (ist) ein Meilenstein.““

Frankfurter Rundschau, 17.Januar 2007

„Der Frankfurter Christof Lauer ist einer der wichtigsten Tenorsaxophonisten europaweit... ’Blues in Mind“ heißt sein neues Trio-Album mit Michel Godard (tuba, serpent) und Gary Husband (drums, piano). Im kammermusikalischen Kleinformat werden schöne dunkel brodelnde Atmosphären entwickelt, aus denen sich dann majestätisch der hymnisch schneidende und facettenreiche Tenor-Sound von Lauer erhebt – und mitunter gibt es dabei gefährlich intensive Hautabschürfungen der Seele. Intensitäten wie sie im Kleinformat so nur selten erzeugt werden.“

hr2 kultur


Hermann-Peter Piwitt — 30. Januar 2007

„[Piwitts] Sprache, so stellte Romanfabrik-Leiter Michael Hohmann fest, entspringe nicht der Verzweiflung, sondern dem Mitleid mit den Verzweifelten... Er habe sich, so sagte der Autor später, vorgestellt, was mit nach 1989 hätte passieren können, welche Art von Leben ihm gedroht hätte, wenn Freunde nicht geholfen hätten. Ernannte die Namen Gisela Elsner und Lothar Baier, beide durch Selbstmord gestorben. Piwitt ist noch und wieder da, das ist die gute Nachricht.““

Frankfurter Rundschau, 2. Februar 2007


Hellmuth Karasek — 7. Februar 2007

„In der gut gefüllten Romanfabrik unterhielt Karasek sein Publikum mit einer Lesung aus seinem neuen Buch ’Süßer Vogel Jugend’. Ein ironischer Titel, versteht sich — immerhin hat Karasek die magische Grenze von siebzig Jahren bereits überschritten ... Karasek nähert sich dem Thema anekdotisch ... Das Alter – für Karasek tragisch und lächerlich zugleich. Tragisch wie im Fall seines Vaters, der dank des medizinischen Fortschritts noch zehn Jahre litt, nachdem er 80 Jahre gelebt hatte. ‚Das zweite Alter’ nennt Hellmuth Karasek diesen neuen Zustand ... Der niedersächsische Ministerpräsident besuche im übrigen keine Hundertjährigen mehr, berichtete Karasek abschließend – es gebe einfach zu viele davon. Wo soll das nur hinführen?“

Frankfurter Rundschau

„Den Erzählungen in diesem Band hat Karasek ein Zitat Goethes vorangestellt: ‚Gerne der Zeiten gedenk’ ich, da alle Glieder gelenkig — bis auf eins. Doch die Zeiten sind vorüber, steif geworden alle Glieder – bis auf eins.’ Mit allerlei Widersprüchlichkeiten befaßt sich dann auch Karasek, dem des Altern – er ist immerhin schon 73 Jahre alt — nicht geschadet hat ... Lebhaft liest er, streut immer wieder Anekdoten ein und erzählt auf Zuruf noch mehr ... Auf die Frage eines Besuchers, ob er das Altern denn nun als Lust empfinde, regiert Karasek mit einer nahezu weisen Antwort: Altern sei immer noch das einzige ihm bekannte Mittel, um lange zu leben.“

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14. Februar 2007


Aldo Romano-Trio — 8. Februar 2007

„Der italo-französische Schlagzeuger Aldo Romano und sein Trio ... gastierten in der Romanfabrik. Aldo Romano zählt zu den Protagonisten des europäischen Jazz. Anfänglich als Gitarrist , bald als Schlagzeuger trat er an der Seite einer imposanten Reihe europäischer und durchreisender amerikanischer Größen in Erscheinung. Immer wieder hat er sich in seinen Gruppen auch mit jungen Musikern zusammengetan. Auch sein derzeitiges Trio ist mit Musikern der mit etwas über dreißig Jahren noch jungen Generation besetzt ... Vermutlich ist an Aldo Romano ein großer Gitarrist verlorengegangen, allemal aber ein großartiger Sänger ... Eine mit genretypischer Phrasierung und Geste vorgetragenes Chanson in der Zugabe gehörte zu den stärksten Momenten des Abends.“

Frankfurter Rundschau, 12. Februar 2007


Helmut Lethen — 13. Februar 2007

„Ein Handout? Das gibt es doch sonst nur an der Uni. Aber die Situation in der Frankfurter Romanfabrik hatte durchaus etwas von einem Oberseminar: Helmut Lethen, Literaturwissenschaftler an der Universität in Rostock, war zu Gast, um sein im vergangenen, dem Benn-Jahr erschienenes Buch Der Sound der Väter. Gottfried Benn und seine Zeit vorzustellen. Er bediente sich dabei optischer und akustischer Unterstützung — mittels Projektor an die Wand geworfene Bilder, eingelesene Gedichte; Tonbeispiele, unterlegt von sanften Cool-Jazz-Rhytmen ... Eine Biographie habe er nicht schreiben wollen, erklärte Lethen, also habe er versucht, Episoden zu erzählen, Geschichten, und sich gleichzeitig ‚diesen genialen Dreckskerl’ vom Leib zu halten ... Irgendwann hört Lethen einfach auf zu reden. Man sah auf die Uhr und bemerkte ungläubig, daß 90 Minuten um waren und das Seminar zu Ende. Schade.“

Frankfurter Rundschau, 16. Februar 2007


Peter Ludwig — 24. Februar 2007

„Eben noch zu Gast in Paris am Théâtre de la Madeleine, wo er die Bühnenmusik zu August Strindbergs ‚Totentanz’ (mit Charlotte Rampling) schrieb, steht Peter Ludwig nun auf der kleinen Bühne der Romanfabrik ... Chansons hat er komponiert für Salome Kramer und Hanna Schygulla, Lesungen von Iris Berben und Senta Berger am Klavier begleitet ... Ein Kaffeehaus-Liebhaber und Flaneur sitzt hier am Klavier, der sich am Piano um die Welt spielt. Fingerspitzen-Gefühle, sein aktuelles Programm, ist ein Strauß launiger Preludes, locker verbunden mit einer sachten Moderation aus melancholischen und skurrilen Alltagsbeobachtungen ... Comedy und Klamauk spart er aus, zeigt sich aber als begabter Pantomime, wenn er mit wilden Griffen in die Tasten den Klavier-Neurotiker gibt ... Salonmusik hat bei ihm Ecken und Kanten, hier ein wenig Erik Satie, dort ein bißchen Nino Rota, und immer wieder Distanz zu großen Gefühlen. Wenn’s denn einmal pathetisch geworden ist, dann hat er auch die nötige Chuzpe, um mit zwei, drei frechen Griffen andere Saiten aufzuziehen.“

Frankfurter Rundschau 26. Februar 2007


Ellen Klinghammer — 17. Februar 2007

„Man könnte die Musik von Ellen Klinghammer mangels einer griffigeren Formel ganz neudeutsch Singer-Songwriter-Jazz-Pop nennen. Sie hat den Blues, die Dynamik des Rock’n’Roll, die Melancholie von Balladen, die rhythmische Verspieltheit von Drum’n’Bass, den Zauber der Poesie. ‚Für Ellen macht man am besten eine ganz neue Schublade auf, auf der ganz einfach Klinghammer steht’, war das bis dato größte Kompliment eines Kritikers.“

Frankfurter Neue Presse, 16. Februar 2007


Marco Wehr (Philosophisches Café) — 15. Februar 2007

„Kindheit, wohin bist du entschwunden? Vorbei die Zeit des süßen Müßiggangs, der verträumten Stunden. Der Ernst des Lebens hat längst begonnen. Was bleibt ist die Erinnerung an vergangene Tage. Gibt es einen Weg zurück in jene Zeit der unbeschwerten Heiterkeit? Durchaus, glaubt Marco Wehr, der im ‚Philosophischen Café’ in der Frankfurter Romanfabrik aus seinem neuen Buch Welche Farbe hat die Zeit? Wie uns Kinder zum Denken bringen las. Das Motto des Abends ‚Werdet wie die Kinder’, sei kein Bekenntnis zur Infantilität, stellte der Philosoph und Naturwissenschaftler Wehr klar. Vielmehr stünden Kinder für Lernbereitschaft und Offenheit — eine Eigenschaft, die im Zen-Buddhismus ‚Anfängergeist’ genannt wird.“

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 23. Februar 2007


Eckhard Henscheid — 13. März 2007

„Es scheint, gerade in einer kleinen Stadt wie Frankfurt, eine Art von innerer Gesetzgebung zu existieren. Eine der damit verbundenen Regeln lautet: Ein Jahr ohne eine Lesung mit Eckhard Henscheid ist ein verlorenes Jahr ... Dieses Mal machte er sich (und das trotz offensichtlicher Erkältung) in die Romanfabrik auf, um seine Texte unter das dankbare Volk zubringen, und es war wie stets lehrreich und recht amüsant ... Einen Auszug gab es auch aus einem Werk in Progress: ‚Au weia. Ein Infantilroman’, der sich mit dem Leben der nicht völlig fiktiven Tennisspielerin Heidi (die nicht Steffi heißt), beschäftigt, hat nach Angaben des Autors den Zweck, ‚die deutsche Sprache in größtmöglicher Scheußlichkeit einzusetzen’. Nach dem ersten Kapitel muß man eingestehen, daß das Vorhaben in Vollendung geglückt ist.“

Frankfurter Rundschau, 15. März 2007


Dževad Karahasan — 27. März 2007

„Das bosnische Haus beginnt mit dem Hof, einer Pufferzone zwischen Heim und Straße, einem Grenzbereich zwischen Öffentlichkeit und Privatsphäre. Jedes Zimmer hat eine Bedeutung, die Räume für Frau und Kinder bilden die Seele des Hauses. Zumindest war das früher so, erinnert sich Dževad Karahasan, der nun in der Frankfurter Romanfabrik aus seinem neuen Buch Berichte aus der dunklen Welt las. Seit dem Krieg wurden in Sarajewo viele Gebäude zerstört. Heute errichtet man die Häuser direkt an der Straße, die Höfe gehen verloren. Vielleicht kommt die kulturelle Zäsur des Landes nirgends so deutlich zum Vorschein wie in der Architektur. ‚Unser Leben spielt sich in Schaufenstern ab’, so das resignierte Resumee des bosnischen Autors angesichts der modernen Wohnkultur in seiner Heimatstadt. Die Berichte aus der dunklen Welt sind vier Erzählungen über die Vergangenheit und Gegenwart jenes angeblich finsteren Bosniens.“

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11. April 2007


Raoul Schrott — 19. April 2007

„Raoul Schrott ... hat ein Bergbauerngesicht und auch die Statur dazu. Die großen Reisenden vergangener Zeiten scheinen ihn zu ihrem Universalerben bestimmt zu haben. Etwas Unzeitiges führt Schrott mit sich. Man nimmt ihm ab, daß er in der Antike zuhause und da so klug geworden ist, daß er sämtliche Emanationen der Gegenwart ganz leicht auffaßt. Bereits in seinen einleitenden Bemerkungen baute sich ein Humboldtscher Wissensturm auf.“

Frankfurter Rundschau, 21. April 2007


Laurence Sterne: Tristram Shandy — 25. April 2007

„...in der Frankfurter Romanfabrik...stellten Herausgeber Wolfgang Hörner, Übersetzer Michael Walter und der Anglist Klaus Reichert, Präsident der Darmstädter Akademie für Sprache und Dichtung, eine neue Übersetzung des ’Tristram Shandy’ vor... Walter hat ein ganz eigenes Deutsch gefunden. Es klingt zwar heutig, lehnt sich aber zugleich an die Sprache des 18. Jahrhunderts an. Ein kurioses Kabinettstück lieferte er mit seinem bühnenreifen Vortrag jenes skurrilen Ehevertrags, dem der ’verrückte’ Yorkshire-Bub letztlich seine Nase verdankt. Verstehen konnte man das, was Walter da herunterratterte wie einen Schiffskatalog nicht, aber die grandiosen Bandwurmsätze gaben einen Einblick in Sternes beinahe schon dadaistische Nonsens-Spielerei. Extra-Applaus honorierte den Übersetzer für das gelungene Wagnis...“

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 7. Mai 2007


Kristiina Tuomi — 3. Mai 2007

„Michael Hohmann, der den Konzerten in der Romanfabrik gerne ein paar Worte vorausschickt, reiht sich mit seiner Eloge auf Kristiina Tuomi ein in die Riege von Jazz- wie Popkritikern, die lobende Worte für das Debütalbum der deutsch-finnischen Sängerin fanden. Schon mit ’Tightrope Walker’, ihrer ersten Veröffentlichung unter eigenem Namen, hatte die Sängerin aus Berlin einen Riesenerfolg bei Presse und Publikum... Klare und facettenreiche Lieder in englischer Sprache stellt Kristiina Tuomi vor, eine feinsinnige Melange aus Akustikpop und Folkjazz. Songs, die in ihrer Eindringlichkeit erinnern an die nachtblaue Musik einer Laura Nyro.... William Shakespeare oder Edgar Allan Poe liefern die Texte...“

Frankfurter Rundschau, 5. Mai 2007


György Konrád — 9. Mai 2007

„...György Konrád las bei seinem ruhigen, gelassenen, humorvollen und abgeklärt-souveränen Auftritt über eine Stunde... Die Würze der kurzen Texte liegt in den philosophischen Schlüssen, den poetischen Bildern... Bescheiden nahm er den warmen Beifallsregen entgegen und beantwortete bereitwillig die Fragen des Publikums. Als dann aber die Zuschauer gebeten wurden, zum Signieren seiner Bücher auf das Podium zu kommen, meinte er trocken, er käme lieber selbst zu den Lesern. In dieser demütigen Geste zeigte sich seine menschliche Größe, die in seiner Autobiographie, in Höhen und Tiefen, immer wieder durchscheint.“

Frankfurter Neue Presse, 11. Mai 2007

„...Ein Grenzgang zwischen Autobiographie und Fiktion ist es, den der ungarische Schriftsteller György Konrád in seinem neuen Buch ’Das Buch Kalliagro’... unternimmt. Michael Hohmann, Leiter der Frankfurter Romanfabrik, beschrieb das Buch als ’eine nichtlineare autobiografische Form’... Befragt zu seinem Verhältnis zu Kalliagro antwortete Konrád im Anschluß an seine Lesung mit einem Bild – ein geschriebener Satz sei wie ein Ball. Man werfe ihn, um ihm dann hinterherzulaufen in der Hoffnung, ihn irgendwann einzuholen. Und auch er laufe sich stets hinterher. Ob man allerdings auch sich selbst irgendwann einzuholen vermag, das verriet György Konrád nicht.“

Frankfurter Rundschau, 17. Mai 2007


Peter Prange — 16. Mai 2007

„...Peter Prange, Tübinger Philosoph und Romancier... entpuppte sich als redegewandter Alleinunterhalter im ’Philosophischen Café’ der Frankfurter Romanfabrik... Für Prange besteht der gemeinsame Rahmen für die Europäer darin, sich immer wieder über die alten Werte als Orientierungsgrößen neu zu verständigen...“

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18. Mai 2007


...bye, bye, mein lieber Herr — 23. Mai 2007

„...’Bye, bye, mein lieber Herr...’ ist ein deutsch-amerikanischer Liederabend. Das US-Generalkonsulat in Frankfurt unterstützt die Produktion, die nach Amerika reisen soll, wow, zuerst aber dürfen jetzt die Frankfurter zuhören. Kordes und Fischmann singen... Am Flügel sitzt Thorsten Larbig und singt manchmal auch. Viele Lieder sind sehr anständig, das heißt unanständig... Die Knaller des Abends sind die langen Potpourris... Fischmann und Kordes werfen sich... die Singstimme manchmal zu wie ein Bällchen, und dann muß man keineswegs nicht in die Ferne schweifen, um alle zu beneiden, die sich gut verstehen.“

Frankfurter Rundschau, 25. Mai 2007


Reinhard Kaiser — 30. Mai 2007

„Die Brockhaus-Ausgaben der Jahre 1935 und 1949 unterscheiden sich geradezu fundamental: Wo einst ’Handgranate’ stand findet sich nun ein Eintrag zu ’Hamster’. ’Gasmaske’ wurde ersetzt durch ’Gasometer’, ’Maschinengewehr’ durch ’Markise’. Und auch das 1935 ausführlich erklärte ’Hakenkreuz’ war verschwunden; statt dessen erklärte der Brockhaus nun, in gleicher Zeilenlänge, damit der Umbruch nicht gestört wurde, den ’Hakenzahn’, der sich angeblich zwischen Eck- und Backenzähnen befinden soll. Das ist nur eine der sprechenden und amüsanten Geschichten aus der Nachkriegszeit, die der in Frankfurt lebende Autor Reinhard Kaiser in seinem neuen Buch ’Kindskopf’ erzählt. In der Frankfurter Romanfabrik las Kaiser nicht nur daraus vor, sondern begleitete seinen Vortrag auch auf dem Flügel – während Kaisers Klavierstimmer im Publikum saß und zuhörte. Der Flügel war mehr als bloßes Dekor, sein Einsatz untermalte vielmehr die einzelnen Passagen auch inhaltlich. Mit einem Boogie ließ Kaiser seinen kurzweiligen und abwechslungsreichen Abend ausklingen.“

Frankfurter Rundschau, 1. Juni 2007


Europäisches Autorenfest — 14. Juni 2007

„Der Ire Samuel Beckett schrieb Französisch. Der schöne ’Godot’-Satz ’We always find something to give us the impression we exist?“ entspricht einer Übersetzung – in Becketts Muttersprache. Auch Joseph Conrad und Vladimir Nabokov verfassen ihre Hauptwerke in einer ’Adoptivsprache’, um einen Schlüsselbegriff des Europäischen Autorenfestes anzuführen. Die mehrtägige Veranstaltung wird vom Istituto Italiano di Cultura, vom Institut Français und der Romanfabrik nicht zuletzt im Frankfurter Literaturhaus ausgerichtet. ..“

Frankfurter Rundschau, 16. Juni 2007

02.09.2006 — Frank Wolff: Frisch gestrichen

„Frisch gestrichen heißt das Programm, mit dem der Frankfurter Cellist wenige Tage nach seinem 61. Geburtstag in der Romanfabrik Premiere hatte. Wort- und Musikanteile sind bei Wolff vom einen auf das andere Mal sehr unterschiedlich gewichtet, in diesem Fall handelt es sich um erster Linie um ein Konzert, mit charmanten, teils schalkhaften Conférencen. Manches Altbekannte taucht wieder auf, vertraut aus Wolffs Fundus oder einfach aus dem Cellorepertoire. Aber alles ist ‚frisch gestrichen’, will sagen: so hat man es dann doch noch nicht gehört. Ganz bestimmt zum Beispiel nicht ‚My first Bach’, umwerfend komisch geschabt nach der Manier des Kindes, das sich vor fünfzig Jahren das Instrument anzueignen suchte ... Collagen und Überblendungen sind das Kennzeichen dieses Abends ... ‚Crossover’, an diesem Abend eher in Gestalt der unakademischen, das Publikum einbindenden Präsentationsweise im Spiel, mag heute in manchen Fällen zum Schimpfwort taugen. Auf Frank Wolff gemünzt, der in dieser Hinsicht aktiv gewesen ist, lange bevor der Begriff geprägt wurde, handelt es sich noch immer um ein Adelsprädikat.“

Frankfurter Rundschau — 4. September 2006


05.09.2006 — Reinhard Kaiser: Die Wunder des Nordens

„Im Mittelalter ..., als Amerika längst entdeckt war und Afrika bereits bereist war, galt Skandinavien immer noch als Terra incognita. Olaus Magnus, der letzte katholische Erzbischof von Uppsala, fand das nicht akzeptabel und stellte im Jahre 1539 im italienischen Exil eine phantastische Karte von Norwegen, Schweden, Finnland und Island her. Und weil so eine Karte allein noch nicht viel sagt, teilte der Kirchenmann auf einer beiliegenden ‚Beschreibung der Völker des Nordens’ auch gleich mit, wer in der Finnmark ... alles wohnte ... Elena Balzamo und Reinhard Kaiser haben sich der 1567 vom lateinischen Original ins lutherzeitliche Deutsch übersetzten Geschichten angenommen und sie zusammen mit Olaus Magnus’ reich bebilderter ‚Carta Marina’ unter dem Titel Wunder des Nordens neu ediert ... Der Buchpremiere in der Frankfurter Romanfabrik wäre mehr Publikum zu wünschen gewesen, denn erstaunlich abseitig las sich das Ganze nur in der Ankündigung... Das Wunder des Nordens sind ein kartographisches und literarisches Panorama spätmittelalterliches Leben, ein bizarrer Kosmos aus Menschen und Monstern und Moskitos, in dem Bären in Jungfrauen verliebt sind und Leute prima Partys in Häusern aus Walrippen feiern“

Frankfurter Rundschau — 7. September 2006


10.09.2006 — Armin Mueller-Stahl: Kettenkarussell

„Der Schauspieler Armin Mueller-Stahl stellte im Frankfurter Schauspielhaus sein neues Buch Kettenkarussell vor. Er ist über siebzig, aber er kommt auf die Bühne geschlendert, als wäre Alter kein Wort, das zu ihm paßt. In graugestreiftem Anzug und grauem, hochgeschlossenem Hemd verkörpert er fürwahr einen Grandseigneur ... Mitgebracht hatte er zwei junge Musiker, Sarah Spitzer an der Violine und Mike Jim am Piano, die reichlich Gelegenheit hatten, ihre Fähigkeiten unter Beweis zu stellen“

Frankfurter Neue Presse — 12. September 2006


07.09.2006 — Raffaele: Amore

„Begleitet von Günter Bozem (Percussion), Jacob Schuligen (Baß) und Andreas Foidl (Gitarre), allesamt gern gesehen Gäste in der Romanfabrik Frankfurt, singt, spielt und plaudert sich Raffaele durch den Abend, bringt sein Publikum mit Anekdoten aus seinem sizilianischen Familienclan zum Schmunzeln ... Doch ein Abend mit Raffaele wäre kein solcher, wäre nicht immer auch von der Liebe die Rede. Und die kommt vor allem in den Lieder zu ihrem Recht, vielen Perlen der Musikgeschichte ... mit sensibler Hand zusammengestellt und behutsam neu arrangiert ... Der Liederabend wird so zu einem Gesamtkunstwerk“

Offenbach-Post — 12. September 2006


27.09.2006 — Volker Klotz: Erzählen (Philosophisches Café)

„Mit Volker Klotz hat die Frankfurter Romanfabrik an der Hanauer Landstraße einen Gast begrüßen können, der zu klären versprach, was die Romanfabrik auch in ihrem eigenen Namen trägt: Wie entstehen erzählende Texte? [Klotz] hat mit seinem im vergangenen April veröffentlichten Band Erzählen die Summe seines Nachdenkens über Epos und Roman vorgelegt ... Gerne nutzten beim dritten ‚Philosophischen Café’ auch die Besucher die Chance, am Gespräch, das Ruthard Stäblein vom Hessischen Rundfunk und Wolfram Schütte, ehemaliger Feuilletonchef der Frankfurter Rundschau, teilzunehmen ... [Klotz] hat ein vielstimmiges theoretisches Kunstwerk vorgelegt, über das die Gäste des Abends sich noch lange angeregt unterhielten.“

Frankfurter Allgemeine Zeitung — 5. Oktober 2006


06.10.2006 — Martin Walser: Angstblüte

„Lesungen mit Martin Walser in Frankfurt haben schon für Randale gesorgt. Nichts davon diesmal in der Union Halle gegenüber der gastgebenden Romanfabrik ... Der Autor zeigte sich lässig, aber nun nicht gerade altersmilde.“

Frankfurter Rundschau — 9. Oktober 2006

„Vollbesetzt war die Halle, als Martin Lüdke zum Autor meinte, wenn Walsers Prosa von der Kritik früher als Wasserfall bezeichnet worden sei, dessen stürzende Wassermassen eine Menge ‚Geröll’ mit sich führten, so finde er, in Angstblüte habe sich dieses Geröll in geschliffene ‚Edelsteine’ verwandelt.“

Frankfurter Allgemeine Zeitung — 11. Oktober 2006


17.10.2006 — François Weyergans: Drei Tage bei meiner Mutter

„... der Großteil des Publikums [sprach] Französisch. Das hatte seinen guten Grund — Weyergans ist für seinen Roman Drei Tage bei meiner Mutter, aus dem er eigentlich hätte vorlesen können, im vergangenen Jahr mit dem Prix Goncourt ausgezeichnet worden und stand in Frankreich monatelang auf Platz 1 der Bestsellerliste. Hin und wieder hielten an diesem Abend die Zuhörer den Atem an, weil der Autor tatsächlich nach seinem Buch griff, es aufschlug und ... und ... dann doch nicht vorlas, weil er lieber mit Herrn Schwibs ins Plaudern geriet, was höchst amüsant war. ... Worüber geredet wurde? Über die rote Krawatte zum Beispiel, die Weyergans trug, als Zeichen der Solidarität mit den protestierenden Studenten in Taiwan (von wo Weyergans soeben zurückgekehrt war). ... Na gut, eine Seite las er schließlich dann doch vor. Aber darüber kein Wort. Die kann man schließlich auch selbst lesen.“

Frankfurter Rundschau — 19. Oktober 2006


19.10.2006 — [em] Wollny/Kruse/Schaefer

„Selbstbewußt, souverän, auf der Höhe eines enormen Könnens und ausgestattet mit einer feinsinnigen, raffinierten musikalischen Intelligenz sind Eva Kruse, Michael Wollny und Eric Schäfer auf die Bühne gekommen. ... Sie spielen nicht einfach ihre Musik, denn ihre Musik ist vergleichsweise komplex, aber es ist unverkennbar und kompromißlos ihre Musik, und sie spielen sie so, daß man sich das alles gar nicht besser und nicht anders vorstellen kann. ... Wer am Donnerstag nicht in der Romanfabrik war, sollte sich jetzt einen Augenblick lang ärgern.“

Frankfurter Rundschau — 21. Oktober 2006


04.11.2006 — LebenDigital: Fausertracks

„Mit Fauser schien auch sein Werk mit einem Schlag verschwunden. Seit einiger Zeit wird sein Geist von jungen Literaten beschworen, die in ihm einen Begründer der deutschen Popliteratur sehen. Aber auch wenn Stuckrad-Barre, Droste oder Dobler Fausers Werk bei jeder Gelegenheit preisen, scheint ein Revival noch nicht in Sicht. Wie gerechtfertigt seine Wiederentdeckung wäre konnte man in der Frankfurter Romanfabrik erleben. Dort präsentierte das Wuppertaler Duo ‚Lebendigital’ sein Programm Fausertracks. Keyborder Jochen Rausch und Gitarrist Detlev Cremer haben Gedichte, die Fauser in den siebziger Jahren für den Rundfunk einlas, vertont und so der Stimme des Autors Musik gegeben. Die an Electronica und Laptop-Pop erinnernden Arrangements ließen erahnen, welche Rolle imaginäre Musik gespielt haben könnte, als Fauser seine Gedichte schrieb. In dieser Darbietung wurde aus dem Poeten ein visionärer Songschreiber und Sprechsänger. Videoinstallationen von Kai Dollbaum verstärkten die suggestive Kraft von Fausers Texten, die noch immer so frisch wirken, als seien sie gerade erst verfaßt worden.“

Frankfurter Allgemeine Zeitung — 14. November 2006


09.12.2006 — Dziuks Küche: Gebet und Revolver

Danny Dziuk singt und summt seine Geschichten mit Kellerclub-Charme, klampft dazu auf der Gitarre oder setzt sich ans ‚Jazzklavier’. Der ‚Wahlberliner ... ist so umtriebig wie vielseitig, sieht aus wie weiland Eduard Mörike und rockt los wie Tom Waits. ... Der schräge Vogel zitiert sich unbefangen und gekonnt quer durch die Rockballaden-Historie. Lässt es wabern wie Led Zeppelin, jault wie Bob Dylan, murmelt düster wie der böse Randy Newman. ... Von der schlichten Ratgeber-Lyrik über das trotzige ‚Zu alt’ bis zum Dada-Reggae reicht sein burleskes Programm und hin und wieder hält er den Schnabel — dann ist Abrocken angesagt.“

Frankfurter Rundschau — 11. Dezember 2006


13.12.2006 — Marc Copland & Dave Liebman: Bookends

„Der islamische Terror ist überall. Und urplötzlich könnte er jeden von uns treffen. Auf dem Zettel, der auf dem Küchentisch liegt und den die Frau des Hauses sichtlich erschrocken zur Kenntnis nimmt, steht: »Die Autobatterie ist leer. Bin Laden.« Und schon ist man mittendrin. Die Pointe ist, wenn auch in diesem Fall besonders gelungen, typisch für das Duo Greser und Lenz, deren treffsicher Karikaturen mittlerweile weit über Frankfurt hinaus hohen Bekanntheitsgrad haben. Ein Bekannter der beiden aus alten »Titanic«-Zeiten ist der Schriftsteller Pit Knorr, und so lag es nahe, die neue Reihe »Künstlerfreundschaften« in der Romanfabrik gemeinsam zu eröffnen...“

Frankfurter Rundschau — 19. Januar 2006


„Wohl denen, die reserviert hatten. Die Frankfurter Romanfabrik war zwar nach nebenan in die größere Union-Halle gezogen, und es schneite zwar, und die meisten der Anwesenden kannten zwar ohnehin das Buch, das man daheim bequemer durchlesen konnte. Aber es war dennoch furchtbar voll, und nicht alle fanden den Platz, um zuzuhören, wie Daniel Kehlmann drei Kapitel aus seinem Roman »Die Vermessung der Welt« vorlas...“

Frankfurter Rundschau — 27. Januar 2006


„... Mit einer imaginären Zwiesprache zwischen Gauß und Humboldt bewies Kehlmann schließlich, daß er nicht einfach historische Persönlichkeiten zwischen zwei Pappdeckel gepreßt hat: Die literarische Qualität macht die Lektüre dieses Bandes wie auch solche Abende zum Ereignis.“

Offenbach Post — 27. Januar 2006


„Schon wenige Wochen vor der Veranstaltung sei ihm klar gewesen, daß er den benachbarten Saal der Union-Halle für die Lesung würde reservieren müssen, sagt Michael Hohmann, der Leiter der Frankfurter Romanfabrik, aber daß es derart voll werden würde, hätte er dann doch nicht gedacht. Der Satz fällt am Ende eines Abends, der in die Geschichte seines Hauses eingehen wird: als bestbesuchte literarische Lesung, die die Romanfabrik je ausgerichtet hat... Kehlmann las so unangestrengt und selbstverständlich, wie er schreibt, und viele erwarben das Buch hinterher gleich stapelweise, um es vom Autor signieren zu lassen... Eine gelungene Veranstaltung, auf die das Frankfurter Literaturhaus, für solche Abende sonst erste Adresse der Stadt, nur neidisch sein kann.“

Frankfurter Allgemeine Zeitung — 27. Januar 2006


„...In seinem bei Suhrkamp erschienenen Erzählband »Etwas fehlt immer« schildert Guy Helminger unerwartet ins Surreale oder Erschreckende kippende Alltagsmomente. Die verstörenden Geschehnisse entwickeln sich fast immer aus dem abgründigen, unerklärlichen Verhalten jener zunächst harmlos wirkenden Figuren, die aber die Grenze zum Verrückten längst überschritten haben. Er wolle in seinen Geschichten nichts erklären, nichts auflösen, sagte der Autor nach der Lesung in der Frankfurter Romanfabrik...“

Frankfurter Allgemeine Zeitung — 2. Februar 2006


„... Cunningham ist ein literarischer Star — sein Roman »Die Stunden« wurde mit dem Pulitzerpreis ausgezeichnet und mit Nicole Kidman erfolgreich verfilmt. Dementsprechend groß war dann auch das Interesse des Publikums, als der Autor sein neues Buch »Helle Tage« in der Frankfurter Romanfabrik vorstellte. Die deutschen Passagen las der Schauspieler Stéphane Bittoun...“

Frankfurter Rundschau — 15. Februar 2006


„...Also suchte sich die 1967 in Frankfurt geborene (Inka Parei) ein ziemlich ungewöhnliches Thema: die Sterbensgeschichte eines alten Mannes. Hinfällig, halluzinierend siecht er in einem Rödelheimer Haus, das er geerbt hat, ohne zu wissen warum, vor sich hin und läßt schicksalhafte Erlebnisse, zumal jene aus Kriegstagen, vor sich ablaufen, bemüht, vor seinem Tod herauszufinden, was sein Leben zu bedeuten hatte. Gespenstisch und beklemmend ist das, und ziemlich kafkaesk, zumal die Autorin das Labyrinth ihrer Sprache mit vielen Finessen ziert...“

Frankfurter Neue Presse — 17. Februar 2006


„Da hat einer viel Spaß. Seine zwei Kollegen bahnen sich noch ihren Weg durch die Stuhlreihen der Romanfabrik, da sitzt Axel Riel schon wieder am Drumset und poltert munter drauflos. Amüsiert lauschen die beiden der ungestümen Zugabe des Schlagzeugers, Palle Danielsson nimmt einen Anlauf auf dem Kontrabaß — unhörbar. Ketil Bjørnstad plinkert ein paar Noten auf den Tasten — vergebens. Erst wenn der ausgelassene Drummer seine Spiellaune zurücknimmt, sich seine Besen greift und ein wenig über die Trommeln wischt, kommen seine Mitmusiker zu Wort... Höhepunkt der beiendruckenden Danielsson-Show ist ein Solo, das er, wie er ins Mikrofon raunt, für seinen Kater geschrieben hat: Mars, drei Jahre alt und offenbar ein Polka-Liebhaber.“

Frankfurter Rundschau — 20. Februar 2006


„... Es ist ein Effekt, wie ihn Dieter Wellershoff — geboren am 3. November 1925, wohnhaft in Köln, als Autor lang verschattet von Heinrich Böll und vor dem »Liebeswunsch« fast schon vergessen — an diesem Abend in Person hervorruft: Mit grauem Hemd und Haar und braunem Jackett, sein Buch aus einer schmuddeligen Jutetüte entnehmend, ist er der unscheinbare Mann von der Straße. Bis er dann lesend, erklärend, antwortend, philosophierend inmitten der zahlreichen Zuschauer wächst, ja erst Gesicht gewinnt... Literarisch... entwickelt er eine Überzeugungskraft, die den Abend zum Erlebnis macht.“

Frankfurter Neue Presse — 23. Februar 2006


„Schneeregen klatscht uns ins Gesicht. Das Unionsgelände auf der Hanauer Landstraße ist menschenleer. Am Abend des Fastnachtsdienstags wird woanders gefeiert. Egal. In der Romanfabrik, die steile Treppe hinauf, spielt das Frankfurt Jazz Trio gerade den Klassiker »A foggy day«. Bald muß Drummer Thomas Cremer seinen Platz auf der schwarzen Bühne räumen. Für den amerikanischen Krimiautor Bill Moody, der noch rauchend an der Bars steht. Zuhause, in Kalifornien, ist das längst nicht mehr möglich. Moody wird aus seinem neuen Roman »Bird lives!« lesen...“

WELT Kompakt — 2. März 2006


„Dr. Michael Hohmann konnte die Romanfabrik mit einem anspruchsvollen, vorwiegend literarischem Programm in der Hanauer Landstraße etablieren, in unmittelbarer Nähe der angesagtesten Clubs, in denen sich die Frankfurter Szene tummelt. Er hat einen öffentlichen Ort der kulturellen Begegnung mit viel Atmosphäre geschaffen. Die Spaßgesellschaft interessiert den Hausherrn allerdings weniger: Sein Anliegen ist es, hohe Qualität in allen Bereichen der Kultur zu bieten. Michael Hohmann ist ein kluger, sympathischer Querkopf...“

Taunus Edition — 1/2006


„In der Frankfurter Romanfabrik las Kurkow jetzt aus seinem im vorigen Jahr erschienenen Buch »Die letzte Liebe des Präsidenten«. Und weil der Autor, der 1961 in Sankt Petersburg geboren wurde, aber seit seiner Kindheit in Kiew lebt, russisch schreibt, trug er einige kürzere Passagen in seiner Muttersprache vor. Die ins Deutsche übersetzten Kapitel las er jedoch ebenso, wie er nachher die Fragen des Publikums beantwortete: Kurkow spricht insgesamt elf Sprachen, lebt mit seiner Familie abwechselnd in London und in Kiew und ist einer der bekanntesten Schriftsteller der Ukraine. Ein Außenseiter, der sich den kritischen, bisweilen zynischen und ungemein witzigen Blick auf die Machenschaften in der ukrainischen Gesellschaft erhält... Und nachdem Kurkow seine Lesung unterbrochen hat, um am Klavier zu improvisieren, macht er seine Zuhörer mit seiner Meinung über die ukrainischen Politiker vertraut: Diese übten ihren Beruf nur aus, weil sie ein unglückliches Privatleben hätten. »Sie werden nicht von Frauen geliebt.«“

Frankfurter Allgemeine Zeitung — 9. März 2006


„... Die Rezensionen behaupten es zumindest, und da Zaimoglu nicht nur unter den jungen türkischen Migranten ein Star ist, stieß seine Lesung (aus »Leyla«) in der Frankfurter Romanfabrik auf großen Zuspruch des Publikums, das sich teilweise mit Stehplätzen am Ende des Raumes zufrieden gab, oder neben dem Autor auf der Bühne saß...“

Frankfurter Rundschau — 10. April 2006


„... Die deutschen Übersetzer arbeiten sehr schnell und sehr gut. Das trifft auch auf die literarischen Veranstalter zu. Daß ich zum Beispiel so gute und dauerhafte Beziehungen zu Frankfurt habe, daß ich so oft hier lesen darf, möchte ich an dieser Stelle einmal gerne als Lob zurückgeben.“ (Vladimir Sorokin in einem Gespräch mit Jürgen Lentes nach seiner Lesung aus »Bro« in der Romanfabrik)

Frankfurter Rundschau — 22. April 2006


„... In der ausverkauften und überfüllten Romanfabrik bewies das Multitalent Frank Schätzing wieder einmal, wie man die wie man die Bedürfnisse der sogenannten Spaßgesellschaft bedient: mit flotten Sprüchen, Filmeinspielungen, Diashow und melodramatischer Untermalung...“

Frankfurter Allgemeine Zeitung — 11. Mai 2006


„...Frank Schulz ist ein penibler Schreiber und ein noch peniblerer Beobachter. Selbst dem albernsten Klischee haucht er tragischen Atem ein, oder eben umgekehrt, je nach Sachlage, und zwischen diesen Polen liegt die Komik der Romane von Frank Schulz... Bei der Lesung aus dem »Ouzo-Orakel« in der Frankfurter Romanfabrik ist der 1957 geborene Frank Schulz nicht braungebrannt, nicht der aalglatte Polyglotte, der dem deutschen Allerlei entflohen ist, sondern wirkt, hoch gewachsen, mit glänzender Glatze und umgebendem Resthaar, Hornbrille und Ledertasche wie ein Lehrer im wohlverdienten Feierabend. Der Schein trügt. Hinter der Fassade lauert, mit Einspielungen griechischer Musik, Ouzo und Schafskäse die größtmöglichste Sehnsuchtsverachtung nach Sonne und Exzeß, Meer und Vollmondnächten. Und das ausgerechnet in einer Hagener Trilogie!“

main echo — 25. Mai 2006


„... Bei Kurt Sigel ist Liebe beides: Ausdruck des Vitalen schlechthin; eine Seelenmedizin an der das (männliche) lyrische Ich, sobald es von ihr kostet, unheilbar erkrankt... In der Romanfabrik las demnach nicht wie sonst das von einer treuen Frangemeinde umschwärmte »Frankfurter Schandmaul«, sondern ein Nimmermüder, ins leicht Nostalgische Geratener, der mit zarten, erotischen, nur selten kitschigen Versen überraschte...“

Frankfurter Allgemeine Zeitung — 3. Juni 2006


„... Beim fünften Konzert der Reihe »Klassik in der Romanfabrik« trug Schauspieler Stefko Hanushevsky ebendort Mozart-Briefe vor, die von kuriosen Wortspielen nur so wimmelten... Beate Bilandzija zog mit ihrem dramatischen Sopran alle Mozart-Frauen heroisch aus dem Liebessumpf, und der schweinigelnde Dichter hatte das Nachsehen.“

Frankfurter Allgemeine Zeitung — 13. Juni 2006


„... Was, fragte sich Andreas Maier und Christine Büchner, die einander fast zärtlich Andreas und Christine nennen, was wissen wir eigentlich über die Natur? Es kennt sie ja keiner mehr, die heimischen Pflanzen und Tiere... Sie setzten sich unter den Birnbaum im Landgasthof von Bullau (da fing es an), gingen über die Wiesen in der Wetterau (da kommen sie her), hörten Singdrossel und Pirol und sahen den Weißdorn im Mai die Wiese säumen. Sie sind keine Experten geworden, wollten es auch nicht... Man muß die selben Wege immer und wieder gehen. Büchner und Maier sind diese Wege gegangen. Es hat sich gelohnt.“

Frankfurter Allgemeine Zeitung — 16. Juni 2006


Marcey Beyer und Rafael Chirbes — 21. Juni 2006

„... Der aus Franken stammende Michael Wollny ist in Frankfurt kein Unbekannter, sitzt er doch seit längerem am Piano im Trio von Heinz Sauer. Die umtriebige Eva Kruse spielt im United Women Orechstra, hilft aus bei Tied & Tickle Trio, Eric Schäfer ist in den vergangenen Jahren bekannt geworden durch sein Mitwirken in den Bands Der rote Bereich und Das rosa Rauschen. Alle drei stehen für eine Generation von jungen Jazzmusikern, der das renommierte Hamburger Jazzlabel ACT ein neues Forum bieten will mit der CD-Reihe Young German Jazz. Es ist das erste Konzert, das die Jazzinitiative Frankfurt in Zusammenarbeit mit dem Label veranstaltet und der Zuschauerzuspruch ist so groß, daß es vielleicht das letzte in der Romanfabrik sein wird. Man sitzt hier an kleinen Tischen, die Musik kommt unverstärkt und unverstellt, zuweilen erstaunlich klangsinnlich, dann wieder kauzig und schmunzelnd verschroben. Der Platz in der charmanten, gar nicht so jazzkellermäßigen Bar dürfte kaum ausreichen, wenn sich der Erfolg nach diesem Debüt fortsetzt...“

Frankfurter Rundschau — 13. Januar 2005


„...Michael Quast und Regine Vergeen, die das Publikum in der Frankfurter Romanfabrik mit ausgewählten Passagen aus Hermann Kinders selbst schon zum Klassiker gewordene »Die klassische Sau« begeisterten... Ein mit feiner Ironie zusammengestelltes Erotikon, das Quast und Vergeen mit komödiantischem Talent zu einer kleinen Perle der Unterhaltungskunst machen.“

Offenbach Post — 25. Januar 2005


„Es gibt solche Gelegenheiten: Man erwartet nicht viel und bringt nicht mehr als höfliches Interesse, und dann geschieht etwas ganz Seltsames — man macht eine Entdeckung. So war es an diesem Abend in der Frankfurter Romanfabrik, als der Schriftsteller Günter Herburger, Jahrgang 1932, aus seinem Buch Schlaf und Strecke ... vorlas. Günter Herburger läuft. Seit mehr als 25 Jahren. Langstrecke, aber richtig. Bis heute... Das Laufen, das Gehen, sagt Günter Herburger, sei die Bestimmung des Menschen. Drei Männer könnten ein Reh zu Tode hetzen. Das dauert etwa acht Stunden. Zwischen Lauf und Text vergehen bei Herburger mindestens sechs Monate. So lange braucht es, um die Unmittelbarkeit des Erlebens in Literatur zu verwandeln.“

Frankfurter Rundschau — 1. Februar 2005


„Genug Väterliteratur haben Klaus Hensel vom HR und Michael Hohmann, Leiter der Frankfurter Romanfabrik, in den jüngeren Verlagsprospekten gefunden, um eine kleine Reihe mit »Familiengeschichten« daraus zu machen. »Eine Generation, die rebelliert hat, aber keine wirklicher Auseinandersetzung suchte«, scheine sich nun mit »lange verschwiegenen Geschichten« zu befassen, sagte Hensel vorneweg. Das traf dann gleich zu auf Martin Pollacks »Bericht über meinen Vater«, der die vierteilige Reihe vor einem lebhaft interessierten Publikum eröffnete... 1947 wurde der gesuchte Kriegsverbrecher erschossen aufgefunden, der Mythos des »schneidigen« Vaters aber prägte die Kindheit des 1944 in Oberösterreich geborenen Sohnes...“

Frankfurter Rundschau — 11. Februar 2005


„...Einem eher unbekannten Kästner begegnete man jetzt einmal in der Frankfurter Romanfabrik. Dort präsentierten Hans Georgi und sein Assistent Meinolf Bauschulte eine Kabarett-Programm unter dem Titel »Die Welt ist rund« ... Der weltberühmte Kinderbuchautor... konnte auch anders, wie die beiden Kabarettisten aus der Eifel bewiesen. Jedenfalls hat Kästner sich nicht gescheut, den Zukurzgekommenen seine Stimme zu leihen.“

Frankfurter Allgemeine Zeitung — 25. Februar 2005


„Seine Geschichten erzählen allesamt von der Liebe, von emotionalen Schiffbrüchen, hormonell bedingten Höhenflügen, von Sehnsucht und der Angst, verlassen zu werden. Daß Masens Lieder trotz des Herzschmerzes dennoch nie kitschig oder gar trivial erscheinen, daß der Deutsch-Syrer mit der Gänsehautstimme von herzzerreißender Einsamkeit singen kann, ohne deshalb wie ein Vertreter der Schnulzenfraktion zu klingen, liegt daran, daß er poetische Texte mit jazzigen Arrangements und groovigen Rhythmen zu kombinieren versteht... Die Klaviatur der großen Gefühle — Masen beherrscht sie aus dem Effeff, seine einfühlsamen Texte treffen mitten ins Herz.“

Offenbach Post — 29. März 2005


„Nicht nur das matte alte Tenorsaxophon und seine kompromißlose Musik hat Heinz Sauer aus den Katakomben des Jazz mitgebracht in den lichten Konzertraum der Frankfurter Romanfabrik. Gefolgt sind ihm auch die Fans... und mit der ihm eigenen Lakonie und der kräftigen Unterstützung von Michael Wollny am Piano hebt er den U-Bahn-Zug von den Schienen...“

Frankfurter Rundschau — 19. April 2005


„Seit Dienstag hat Deutschland nicht mehr nur einen Papst. Daß auf diese Weise gleich zu Beginn der Lesung gekalauert wurde, war so sicher wie das Amen in der Kirche. Der Literaturchef des HR, Klaus Hensel, moderierte aber in der Romanfabrik nicht Marcel Reich-Ranicki an, sondern den »Nebenpapst« der Literaturkritik, den Schriftsteller und Journalisten Hellmuth Karasek. Auch kein schlechtes Omen...“

WELT kompakt — 21. April 2005


„...eine Veranstaltung in der Frankfurter Romanfabrik, die von Thomas Kapielski bravourös bestritten wurde. Der mehrfach begabet Berliner trug aus einer im Merve- Verlag erschienenen und in der Ankündigung neben Lichtenberggestellten Aphorismussammlung »Weltgunst« vor... Der Künstler zeigte sich auch als Fotograf. Seine Dias von Haken, »ein simpler Gegenstand, der freundlich dient«, entfesselte Begeisterung im Publikum...“

Frankfurter Rundschau — 3. Juni 2005


„...Man mag geteilter Meinung über Asserates konservativ und antiquiert anmutendes Verständnis vom Manieren, Anstand und gesellschaftlichen Spielregeln sein, eines aber ist sicher: Der Mann trifft den Nerv der Zeit und spricht mit seiner soziokulturellen Sittengeschichte überraschend viele junge Leser an. Bei der Benefizlesung des Leo-Clubs jedenfalls war die Romanfabrik bis auf den letzten Platz ausverkauft...“

Offenbach Post — 25. Juni 2006


„Die Entstehungsgeschichte der Romanfabrik ist eng mit zwei eher literaturfeindlichen Orten verbunden — dem Gefängnis und dem Bordell. Peter Zingler saß im Knast und schrieb, der Bordellbesitzer Dieter Engel versprach, ihn in der Freiheit zu unterstützen, kaufte ein Haus im damals durchaus nicht feinen Frankfurter Ostend, richtete im Kellergewölbe eine Kneipe ein, und fertig war ein nicht ganz alltäglicher Ort für Lesungen und ein zumindest angenehmer Ort für Besäufnisse. Das war im Jahr 1985. Mittlerweile ist die Romanfabrik... in die nicht ganz so alternativ wirkenden Räume auf dem Union-Gelände an der Hanauer Landstraße gezogen. Und dort wird Geburtstag gefeiert, mindestens einen Monat lang...“

Frankfurter Rundschau — 26. August 2005


„Michael Hohmann, der Chef der Frankfurter Romanfabrik hat seine Literatureinrichtung durch bessere und schlechtere Zeiten hindurch wacker zu ihrem heutigen Erfolg und zum 20-jährigen Bestehen geführt.“

Frankfurter Neue Presse — 27. August 2005


„... Auf die »Urgesteine« der Frankfurter Kulturinstitution folgte am Abend in der 1999 eröffneten »neuen« Romanfabrik an der Hanauer Landstraße ein künstlerischer Reigen aus Literatur und Musik, der mit seiner Mischung aus erwartungsfroher Heiterkeit, aber auch nachdenklicher Melancholie bezauberte... Der Höhepunkt des Abends war der verstorbenen Anne Bärenz gewidmet: Von Neumeyer am Klavier, Sauer am Saxophon und Wuchner am Baß begleitet, sang Fischmann ein Lieblingslied der Künstlerin: »Wenn ich mir etwas wünschen dürfte, möchte ich etwas glücklich sein.«“

Frankfurter Allgemeine Zeitung — 5. September 2005


„Wie selbstverständlich: Das Moscow Art Trio läßt sein Publikum in der Romanfabrik erneut staunen... Diese polyvalente Musik wirkt keineswegs erklügelt, alles erscheint wie selbstverständlich...“

Frankfurter Rundschau — 1. Oktober 2005


„Noch am Tag zuvor hatte er sie geübt, und nun machten ihm die spanischen Namen doch zu schaffen. Jean-Christophe Ammann nahm ihn mit charmanter Souveränität hin: den Zungensalat, den ihm Cervantes bescherte. Nach Hartmut Holzapfel, dem ehemaligen hessischen Kultusminister, las jetzt der ehemalige Direktor des Museums für Moderne Kunst in der Romanfabrik aus »Don Quijote«, dessen erster Teil vor vierhundert Jahren erschienen ist. Aus diesem Anlaß veranstaltet Hausherr Michael Hohmann eine Lesereihe mit »fünf Rittern« aus der hessischen Kulturlandschaft: Am 11. Oktober folgt Holger Weinert vom Hessenfernsehen, am 18. der Jazzmusiker Emil Mangelsdorff und am 23. Oktober Stalburg-Prinzipal Michael Herl. Susanne Kohnen (Barockoboe) und Johannes Vogt (Laute) runden die Lesungen mit Musik aus dem Goldenen Zeitalter ab...“

Frankfurter Allgemeine Zeitung — 6. Oktober 2005


„... Denn »Schattentag«, den Wagner jetzt in der Romanfabrik Frankfurt vorstellte, ist eine Aneinanderreihung von Momentaufnahmen, eine Innenschau... Katastrophen, und das ist typisch für Jan Costin Wagner, sind vor allem menschliche Katastrophen, kein Schicksal. Weil, gesteht ein scheuer, aber dafür um so sympathischerer Autor, — der übrigens mit mehreren Eigenkompositionen am Piano beweist, daß er noch vielmehr Talente hat — im Verlauf dieses Abends...“

Offenbach Post — 10.Oktober 2005


„Einem wie Frank Goosen könnte man ewig zuhören, ganz egal, ob er von durchgeknallten Studienräten erzählt, von der irgendwie liebenswerten Unbeholfenheit seiner Protagonisten in amourösen Dingen oder davon, wie skurril das »ganz normale« Leben sein kann....“

Offenbach Post — 25. Oktober 2005


„... Angestoßen vom im Februar nächsten Jahres bevorstehenden 150. Geburtstag des stets stilsicheren romantischen Freigeists hat (der Hörfunkmoderator Volker Rebell) gemeinsam mit dem Ensemble der Frankfurter Frühjahrskollektion eine Programm mit dem Titel »Heinrich Heine goes Pop« entwickelt, das in der Romanfabrik Premiere hatte... (Sie) stellen ihre quer durch das Werk reichende Auswahl aus der Lyrik und Prosa Heinrich Heines in bunt gescheckte musikalische Zusammenhänge zwischen Jazz, Rock, Boogie, Madrigalgesang und Bach’schem Barock...“

Frankfurter Rundschau — 5. November 2005


„Es war einmal eine junge Frau mit großen dunklen Kulleraugen und einer ziemlich großen Stimme — aber eigentlich hat sie Pianistin werden wollen. Ein Glück: Denn in der Klavierklasse der Frankfurter Musikhochschule stieß Sabine Fischmann auf den Pianisten Thorsten Larbig... Fischmann, die sich an der Musikhochschule ein maßgeschneidertes Studienprogramm zwischen Chanson, klassischem Gesang und Schauspiel zusammenstellen durfte und schon vor dem Konzertexamen in zahlreichen Produktionen zu sehen war, hat sich zu einer festen Größe im hiesigen Kleinkunstbetrieb entwickelt — und weit darüber hinaus. Nun haben Fischmann und Larbig in der Frankfurter Romanfabrik mit einem Chansonabend ihr jüngstes Projekt vorgestellt: »Frag alles was du willst«... Gelegenheit für Fischmann, nicht nur ihre komisch-skurrile Seite auszuspielen, sondern auch leisere Töne anzuschlagen. Die Balance hart an der Kitschgrenze gelingt ihr dabei ebensogut wie der Jazz in der Stimme und der Opernton, für den sie sich dann schon einmal in die große Pose wirft...“

Frankfurter Allgemeine Zeitung — 24. November 2005


„...Kein Wunder, daß dieser Autor (Detlef Opitz), der nun zu Gast in der Romanfabrik war, nur alle zehn Jahre ein Buch auf den Markt bringt. Auf einen Roman wie diesen erlesenen Krimi wartet man allerdings gern. Denn der »Büchermörder« ist weniger ein historischer Roman über einen Besessenen, der mordete, um sich seine Monomanie leisten zu können, als vielmehr die Geschichte einer Ermittlung unserer Tage mit Passagen aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts... ein Buch, das an sprachlicher Virtuosität seinesgleichen sucht.“

Frankfurter Allgemeine Zeitung — 17. Dezember 2005


„Anti von Klewitz bringt es auf einen einfachen Nenner: »Alle Musik ist entweder zum Tanzen oder zum Heulen.« Die Geigerin und Sängerin der Gruppe Csókolom (was ungefähr meint: Küss die Hand...) vermag beides. Sie kann mit ihrem Fiedel-Spiel das Tanzbein schwingen lassen, aber auch ans Herz rühren. Und das Publikum in der Frankfurter Romanfabrik bricht zwar weder in Tränen aus, noch stürmt man zum Tanzen, aber der Beifall ist lang, die Zustimmung lebhaft... die Gruppe beschränkt sich nicht auf das hier zu Lande sattsam bekannte Repertoire, sondern hat sich intensiv mit Tänzen und Liedern beschäftigt. Eine Sorgfalt, die man bis ins Detail hinein spürt...“

Frankfurter Rundschau — 14. Dezember 2005

Texttöner am 7., 8. & 9. 12. 2004
Kuscheliges Duo
Anne Bärenz und Frank Wolff in Frankfurt

Tannhäuser ist besoffen, Schweine fressen ihren eigenen Speck und der Vogel trällert angesichts der Katze besonders laut. Jandl umrahmt den Kriegsversehrten Johnny und die Beatles folgen auf Fauré. Das alles macht nicht unbedingt Sinn. Trotzdem funktioniert das neue Programm von Anne Bärenz und Frank Wolff ebenso wie alle Programme zuvor nach genau diesem Prinzip. Wie Messies nehmen sie aus E- und U-Musik, E- und U-Literatur alles mit, was ihnen brauchbar erscheint, und basteln daraus ihre musikalisch-poetischen Collagen. "Play on" heißt das neue Programm, das sie in der Romanfabrik Frankfurt präsentierten. ... Ganz neu sind diese Verknüpfungen nicht, unterhaltsam waren sie aber auf jeden Fall. Um Trends, um das Neue, haben sich Anne Bärenz und Frank Wolff noch nie geschert. Bei "Play on" gibt es keine Überraschungen, sondern ein gewohnt kuscheliges, pathetisches und dialektisches Duo.

Main-Echo vom 10. 12. 2004 - Ulrike Krickau


Erzählkunst am 9. 11. 2004
Liebe und Verrat
Patrick Roth erhellt in der Romanfabrik "Starlite Terrace"

Ein Apartmenthaus in Los Angeles mit dem pompösen Namen "Starlite Terrace", benannt nach einem legendären New Yorker Ballsaal, und vier seiner Bewohner, die die Geschichten ihres Leben erzählen - mehr braucht der 1953 in Freiburg geborene und seit mehr als einem Vierteljahrhundert in den USA lebende Schriftsteller Patrick Roth nicht, um daraus ein faszinierendes Stück Literatur zu erarbeiten. Wer Roth schon einmal aus seinen Texten hat vorlesen hören, wird den Sound, den er ihnen verleiht, das Spiel mit der inneren Spannung, auch beim Lesen nicht mehr verdrängen können. Es gibt nur wenige Autoren, die ihrer Prosa derartige Akzente verleihen können. In der Frankfurter Romanfabrik las Patrick Roth gut 80 Minuten lang aus Starlite Terrace, von Romanfabrik-Leiter Michael Hohmann als "Glanzpunkt zeitgenössischer Literatur" eingeordnet. ... Die "Frucht der letzten 30 Jahre", so sagte Patrick Roth, sei dieses Buch, das Konzentrat dessen, was man auf Partys in Hollywood erfahren könne, wenn man genau hinhöre, seine Gesprächspartner ernst nehme. Wenn dieses genaue Hinhören sich dann mit der technischen Fertigkeit des Autors Patrick Roth verbindet, dann entsteht Literatur, der das Publikum in der Romanfabrik über mehr als eine Stunde ebenso bereitwillig wie gebannt folgte.

Frankfurter Rundschau vom 11. 11. 2004 - Christoph Schröder


Wortkunst am 13.10.2004
Quast las aus prominenten Jugendsünden

Das literarische Gruseln hat spätestens seit dem Mittelalter Tradition. ... Es geht um Mord, um Laster und Verbrechen - ein Mix wie gemacht für Michael Quast. Und so ist es nicht verwunderlich, dass sich der Kabarettist von der Begeisterung der Hörfunkjournalistin Kathrin Fischer anstecken ließ und mit ihr daran ging "Sex and Crime" die besten Balladen und Schauermärchen aus über 150 Jahren Literaturgeschichte zu sammeln. ... Herausgekommen ist ein ... Hörbuch, das die beiden jetzt in der Frankfurter Romanfabrik präsentierten. Ein Event mit Gänsehautgarantie und etlichen amüsanten Momenten. ... Ein Fest für Quast ... Da wird gestammelt, gewispert, gepfiffen und geknurrt und wenn der Sprecher in Fontanes "Brücke am Thai" den Unheil bringenden Sturm imitiert oder mit eindringlich-beschwörender Stimme den Erlkönig gibt, wird klar, warum die Faszination dieser Literaturgattung bis heute ungebrochen ist.

Offenbach Post vom 16. 10. 2004 - Cornils


Buchmessenschwerpunkt vom 6. 9. 2004
Fortsetzung folgt
OB Petra Roth schlägt sich prima bei der neuen Märchen-Vorlese-Reihe in der Romanfabrik

Die OB war ein wenig aufgeregt. Dabei müsste gerade sie es doch gewohnt sein, hin und wieder Märchen zu erzählen. Doch dieses Mal waren die Umstände anders: Die Romanfabrik war in gedämpftes Licht getaucht, das Ambiente orientalisch, die angeboten Speisen ebenso. Oben auf der Terrasse es Wasserpfeifen zu rauchen. Der iranische Musiker Riad Kheder sorgte mit seinem Spiel auf Trommel und Oud, einer Art Mandoline im Großformat, für musikalische Untermalung. Und Petra Roth musste keine politischen Reden halten, sondern sie las Geschichten aus Tausendundeiner Nacht. Sie machte das ausgesprochen gut. ... saß auf einem Ledersessel und las recht professionell, mit dunklem Timbre in der Stimme. Vom Kaufmann..., vom Gazellenbesitzer..., ...Und natürlich immer wieder vom anbrechenden Morgen, der Schahrasad zwingt, ihre Rede zu unterbrechen - bis zur nächsten Nacht. ... Die Fortsetzung folgt in den kommenden Wochen, bis am 10. Oktober, ... die Schauspielerin Hannelore Elsner die Reihe beenden wird. Zuvor werden unter anderem die Moderatorin Petra Gerster und die Intendantin des Frankfurter Schauspiels, Elisabeth Schweeger, auftreten...

Frankfurter Rundschau vom 8. 9. 2004 - Christoph Schröder


Musical am 26., 27. & 29. 5. 2004
Miss Marple zieht alle Register
Sabine Fischmann und die "Frankfurter Frühjahrkollektion"

In der Frankfurter Romanfabrik präsentieren die Sängerin Sabine Fischmann und die vier Musiker der "Frankfurter Frühjahrkollektion" das Musical "Miss Marple-Mord nach Maß". Das Libretto schrieb die Saxophonistin Susanne Kohnen, die Musik der Pianist Markus Neumeyer. Unter der Regie von Hildburg Schmidt ist aus Agatha Christies Kurzgeschichte "The tape-measure murder" ("Die Stecknadel") ein rasanter Bühnenabend mit viel Witz und auf hohem Niveau geworden. ... Souverän spielt Fischmann mit den musikalischen Registern und läßt Miss Marple in 24 Musiknummern des Programms losschmettern, trällern, säuseln, röhren, röcheln, rappen und in aberwitzigem Tempo den Handlungsverlauf zusammenfassen. Diverse Stile der Jazz- und Popmusik werden mühelos parodiert. ... Zum Vergnügen des Publikums spielt Sabine Fischmann nicht nur die Titelheldin. Mit verdrehten Augen und heraushängenden der Zunge gibt sie die Leiche, um im nächsten Augenblick in die viktorianische Strenge der Hobbydetektivin zu wechseln oder als von Gier besessene Diamantendiebin aufzutreten.

Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 2. 6. 2004 - usch.


Jazz am 13. 5. 2004
Grellgrüne Eifersucht
Maria Stocka und Janusz Stefanski in Europa und der Romanfabrik

"Ich lag im hohen grünen Grase..." - tagträumend beginnt Maria Stocka ihre Tag- und Nachtgeschichten um die Liebe. ... Maria Stocka raunt, rappt, flüstert - zumeist von ihr selber geschriebene - Texte und frönt ihrer Liebe zum Jazz. After midnight röhrt sie und den Blues vom schwarzen Kaffee - und unversehens ist es spät geworden. Lautmalerisch, bildersicher hat sie erzählt von der Hitze nächtlicher Traumfahrten, dem launischen Erwachen am Morgen und von grellgrüner Eifersucht. Begleiter bei all diesen Liebeshändeln war der Schlagzeuger Janusz Stefanski. Ganz offenbar haben sich hier zwei verwandte Seelen getroffen. ... Wenn Stocka zitiert und den Klavierhocker freigibt, schiebt Stefanski sich an die Tasten und beweist sein Talent als Bill "Chopin" Evans. Zuweilen kocht die Herzsoße über. Dann übernimmt der Schlagzeuger, und mit zwei, drei grimmigen Aktionen weist er das Gefühl in die Schranken.

Frankfurter Rundschau vom 18. 5. 2004 - Gerd Döring


Das Peter-Reiter-Trio fährt Eisenbahn

Das Frankfurt Jazz Trio war angekündigt, doch krankheitsbedingt fiel der Auftritt aus. So sprang Peter Reiter mit Jens Düppe (Schlagzeug) und Dietmar Fuhr(Bass) ein, deren Konzert in der Reihe Xtra der Jazzinitiative ohnehin vorgesehen war. Reiter war angetan von der Akustik dieses "wunderschönen Raumes" in der Romanfabrik, die es den Musikern erlaubte ohne Verstärkung zu spielen. Im Gegensatz zu seinen Auftritten mit der hr Big Band, bei der seine Dynamik vom Toningenieur abgemischt wird, kam sie hier von Reiters Anschlag, Düppers Fell- und Beckenakzenten, Fuhrs gezupften und geschlagenenSaiten.
...So perlten sie durch den Abend: nie mit Volldampf, aber mit genügend Reserven, so als könnte jeden Augenblick ein Ventil brechen und Druck ablassen. Das passierte aber nicht, und so blieb die Spannung bestehen für das nächste Stück, das übernächste und weiter für den Heimweg.

Frankfurter Rundschau vom 21. 2. 2004 - M.R.


Das muß einmal gesagt sein
Peter Bichsel liest in der Frankfurter Romanfabrik

"Ich glaube", sagt Peter Bichsel," der Sinn der Literatur liegt nicht darin, daß Inhalte vermittelt werden, sondern darin, daß das Erzählen aufrecht erhalten wird." Nun erzählen könnte man alles und überall, beim bekennenden "Zugschreiber" Bichsel aber landet man eben oft und gern im Zug, meist in der Transsibirischen Eisenbahn, Ziel Wladiwostok.
...Auch die jüngsten Werke des Schweitzers, der Erzählband "Eisenbahnfahren" und die Kolumnensammlung "Doktor Schleyers isabellenfarbige Winterschule", lassen in typischer Bichselscher Subversion das, was wir für das normale halten, staunenswert, das Unwahrscheinliche glaubhaft und übersehenswertes phantastisch erscheinen.
...Gibt man sich aber der luxuriösen Zeitverschwendung des Zugreisens erst mal hin, füllt Bichsel die Gepäcknetze mit all den komischen, irritierenden Abschweifungen, die kein konkretes Ziel haben mögen, außer dem einen: den Kopf. Dort sammeln sich die Stimmen zwischen Olten und Wladiwostok, dort ist das Erzählen zu Hause.

Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 6. 2. 2004 - Kristina Michaelis


Beschränkte Berliner Schnauze
Maurenbrecher mit neuem "Gegengift" in der Romanfabrik

Klavierspielen kann er eigentlich nicht gut. ... Aber das kann nicht verhindern, dass Manfred Maurenbrecher großartige Musik mit noch besseren Texten macht. Davon konnte sich das Publikum in der Romanfabrik abermals überzeugen.
... Im Lied "Gibt nicht gleich auf" erzählt er von einem Verzweifelten, der auf einem Kirchturm steigt, um sein Leben mit einem Sprung in die Tiefe zu beenden, doch unten findet gerade ein Kinderfest mit diversen Turngeräten statt, so daß der Unglückliche auf einem Trampolin landet. Der einfühlsam ermutigende Refrain dazu: "Gibt nicht gleich auf! Du hast es doch drauf."
Solche Ironie ist jedoch bei Maurenbrecher kaum als zynisch zu verstehen. Gelegentlich ist er zwar boshaft, aber nie gehässig.
... Das Maurenbrecher jedoch poetisch sein kann, ohne daß es deswegen peinlich wird, ist seiner schnörkellosen Sprache zu verdanken.
... Seine Liebeslieder sind von einer abgründigen Zartheit, die bei der Mehrheit seiner Kollegen im Lande nicht zu erwarten ist.
... Die Musik seiner Lieder ist ebenfalls schlicht gehalten. Meistens sind es einfache Akkorde, mit denen er sich am Klavier begleitet. Auch hier wirkt sich die Sparsamkeit zum Vorteil der Kompositionen aus, denn dadurch wirken sie direkt und spontan. Wie der ganze Abend, für den sich das zu Anfang erklungene "Lied, beim Singen entstanden" als programmatisch erweisen sollte.

Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 28. 1. 2004 - Tim Caspar Boehme


Zum Neujahrskonzert Heinz Sauer Quartett
Kratzen an der Oberfläche
Heinz Sauer Quartett mit dem Neujahrskonzert "First Take in 04" in der Romanfabrik

Ein Hüne der versucht, hinter seinem Instrument zu verschwinden - so steht Heinz Sauer auf der Bühnen der Romanfabrik.
... der Musiker reckt sein Instrument Richtung Horizontale, als wollte er damit vor Augen führen, was es denn nun ist , was den Raum vibrieren läßt und ihn dermaßen physisch mit Klang erfüllt. Klang das ist das Stichwort. Das neue Quartett des nunmehr 71-jährigen Musikers - seit 1960 Mitglied und Komponist des HR-Jazzensembles und viele Jahre Bandmitglied bei Albert Mangelsdorff - sucht an der Oberfläche des Sounds.
... Keine Zielgerichtetheit, sondern der Weg, die Suche nach vorne. Gesucht wird: die Unmittelbarkeit; überlautes Atmen am Mundstück, Klopfen auf den Bass- Korpus, Hämmern ins Flügel- Innere- das alles sind keine Störgeräusche, sondern ist ein Kratzen an der Oberfläche.
... Neben Sauers beinahe schon altem Weggefährten Stephan Schmolk am Bass glänzt der erst 25 Jahre alte Pianist Michael Wollny. Die Strähnen seines halblangen Haares im Gesicht, beugt sich dieser tief über die Tasten, lauscht intensiv auf seine Begleiter, begibt sich mit ihnen auf Klangsuche, gibt Phrasen vor, legt das Fundament, löst sich urplötzlich wieder, spielt sich frei, bricht in rasend schnelle Läufe aus. Ebenfalls neu im Ensemble ist Willy Kappich. Das Ex-Mitglied des Frankfurter Kurorchesters spielt in Sauers Formation.

Zum Konzert am 17. 5. 2003
Manche Momente läßt man sich gern stehlen
Die Frankfurter Gruppe "Ladies`Choice" mit neuem Programm in der Romanfabrik

"Stolen Moments" heißt das neue Programm von "Ladies`Choice" mit dem Bassisten Andi Janik. Schwarz, Rot, Blond, das sind nicht nur die Haartönungen der drei Frankfurter Sängerinnen Carmen Mikovic, Jenny Renate Wicke und Lilli Werner. Ihre stärksten Momente hatten "Ladies`Choice" bei ihrem Auftritt in der Romanfabrik, wenn die Nummern ins Kabarettistische glitten: kleine musikalische Szenen, zu denen Bühnen-Accessoires das skurrile Beiwerk lieferten. Herzzerreißende Geschichten von verliebten Briefmarken, die die Liebkosung des Aufklebers wohl überinterpretiert hatten (geklebt und doch weggeschickt), waren dort zu hören. Doch auch Hochkulturelles fehlte nicht: Heideggers Vorstellung der "zerronnenen Zeit"- eben war sie noch ein Zuhandenes, im gleichen Moment schon ist sie entgegenwärtigt- wurde zitiert. Ein vielseitiger Spaß, zu dem alle Mitglieder des Ensembles ihre Talente einbringen konnten: Lilli Werner mit ihrer Fähigkeit Texte zu sprechen, Jenny Wicke mit ausgebildetem Sopran und Karmen Mikovic mit jazzig warm phrasierendem Gesang. Janik zupfte dazu lässig unaufdringlich den Baß.

Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 26. 5. 2003 - Christian Hoesch


Zur Lesung am 16. 5. 2003
Hans Ulrich Treichel: Der irdische Amor
Ostwestfalens Italien

Lesung mit Hans-Ulrich Treichel "Das meiste ist erfunden. Das Peinlichste habe ich selbst erlebt!, sagt Hans-Ulrich Treichel, der jetzt in der Frankfurter Romanfabrik aus "Der irdische Amor" las. Zwei in Berlin lebende Studenten der Kunstgeschichte, entscheiden sich, nach Rom zu gehen, um dort Italianistik zu studieren. Um ihr Hotelzimmer zu finanzieren, nehmen sie schließlich einen gewissen Pablo als Mitbewohner auf. Als der sich dann als Drogendealer entpuppt, finden sich Albert und Stefan bald in Schlafanzug und Handschellen in einem Gefängnistransporter wieder. Albert, der meint, in der ihm gegenübersitzenden Polizistin die junge Claudia Cardenale, bloß mit kurzem Haar und Lederjacke, wiederzuerkennen, hat prompt mit unsteuerbaren physischen Reaktionen zu kämpfen, die ihn auch nach seiner Rückkehr nach Berlin nicht verlassen. Was Treichels Roman so kurzweilig gestaltet, sind sein trockener Humor und sein von dreisten Wiederholungen lebender Sprachwitz. Auf die Frage, warum er seine Romanhelden jedes Mal nach Italien schicke, antwortete Hans-Ulrich Treichel, in "Tristanakkord" habe er einen Studenten nach Sardinien geschickt. Das sei nicht Italien, sondern "so etwas wie das Ostwestfalen Italiens: regnerisch, schweigsam, karg und acht Stunden vom Rest der Welt entfernt".

Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 20. 5. 2003 - lubr.


Zur Vernissage und Lesung am 6. 5. 2003
Johannes Muggenthaler: Regen und andere Niederschläge
Alle Erfindungen vergessen

Johannes Muggenthaler mit Niederschlägen und falscher Inderin in der Romanfabrik. Wie hoch der Heidelberg ist, erfuhr man nicht auf Johannes Muggenthalers Lesung in der Romanfabrik. Dafür sollte die seinem im Weidle Verlag erschienenen Roman Regen und andere Niederschläge oder Die falsche Inderin angehängte Lösung des Welträtsels, verfasst vom Guru Swami Jaroslav Prem aus Chandravati, tatsächlich auch in den ganz großen Fragen für Klarheit sorgen. "Schritt für Schritt müssen alle Erfindungen wieder vergessen werden", heißt es da. Was das mit dem Installationsmeister Ludwig Liebknecht, der Hauptfigur von Muggenthalers Roman zu tun hat? Das ist in aller Kürze schwer zu erklären, darum nur so soviel: Herr Liebknecht glaubt, den Liebhaber seiner Frau ermordet zu haben (in Wahrheit war das Opfer ein Irrtum). Er wechselt seine Identität, verwandelt sich in den Komponisten Silvio Parsefal, zieht in den Stadtteil Aschenfrost, beginnt sich für seine Nachbarin zu interessieren, die falsche Inderin eben, die eigentlich aus Heidelberg kommt. Die falsche Inderin ist es auch, die Silvio von Swami Jaroslav Prem erzählt, der erstaunt darüber ist, dass die Welt ihn kennt, nicht aber er die Welt kennt. Womit wir wieder am Anfang wären. Nein, nicht ganz: Denn ob es in dieser Groteske überhaupt und wenn ja, wo, einen Anfang gibt und ob ein Ende, muss nach dieser unterhaltsamen Lesung offen bleiben. Johannes Muggenthaler ist eigentlich eher Fotograf denn als Schriftsteller bekannt. Das könnte sich ändern. Seinen Roman jedenfalls hat er mit Fotografien ausgestattet, die mit dem Text bestimmt nichts zu tun haben. Und doch genau dorthinein passen.

Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 8. 5. 2003 - Christof Schröder


Zur Lesung am 1. 4. 2003
Unter Bundschatten

Axel Brauns liest in der Romanfabrik Nachrichten aus einer anderen Welt "Wischeln", "dingeln" und "lichteln" sind lehrreiche Beschäftigungen für einen Dreijährigen, dem alle Gegenstände ihre Präsenz wuchtig anzeigen. Eine Heizung "begrüßt" ihn, Häuser "erfreuen ihn mit Anwesenheit". Es fällt ihm aber schwer, andere Menschen wahrzunehmen, Ihre Gesichter dampfen vor ihm "als würden Sie gerade asphaltiert". Sind sie gutartig, nennt er sie "Bundschatten". Die übrigen tauchen als "Fledermäuse" auf. So beschreibt Axel Brauns den "Grundriss" einer autistischen Existenz am Beispiel seiner eigenen Person. "Autisten haben keine Eltern", erklärte Brauns, da ihnen das Gefühl der Liebe nicht plausibel ist. Wegen ihm hätte man die "Haha" ruhig austauschen können. Das sagte ein von Heiterkeit erhobener, kolossal wirkender Herr von fast 40 Jahren.

Frankfurter Rundschau vom 7. 4. 2003 - Jamal Tuschik


Zum Konzert am 10.3.2003
Auch Wecker wird alt

Dass sich Wecker gerne einmischt in die große Weltpolitik, weiß man nicht erst seit seiner umstrittenen Bagdad- Reise. "Kriege sind ein Bombengeschäft", singt er. Und: "Ungehorsam und Zivilcourage sind nun mal die wirkungsvollste Waffe einer Demokratie und ihr unerlässliches Regulativ." Klar, dass sich das Publikum solchen Botschaften anschließt und heftig applaudiert. Doch es gibt auch eine andere Seite Weckers, die sich in seinen intimeren Stücken offenbart, in denen er zum Beispiel über Midlife-Crisis und Selbstfindung sinniert. In solchen Momenten merkt man, dass Wecker wahrscheinlich nicht alles richtig gemacht hat im Leben, dass es Probleme und Brüche gab. Die kehrt aber nicht unter den Tisch, sondern er setzt sich mit ihnen auseinander - in einer Sprache, die so herrlich poetisch ist, dass man Konstantin Wecker noch immer gerne zuhört.

Frankfurter Neue Presse vom 12. 3. 2003 - car.


Zur Szenischen Lesung am 18. 2. 2003
Herzlichkeit Literatur als Begegnung

"Hand in Hand" hieß die Veranstaltung in der Romanfabrik. So allerdings kamen die aus Saudiarabien gebürtige Palästinenserin Ghada Hammoudah und die im israelischen Tiberias geborene Daphna Rosenthal nicht auf die Bühne. Vielmehr eröffneten die Schauspielerinnen, die sich per Annonce fanden, ihre "Begegnung" mit einem theatralischen Streit, dem ein versöhnliches Ende vorgeschrieben war. Die Vortragskünstlerinnen überzeugten mit einer famosen Auswahl junger palästinensischer Literatur, so von Etgar Keret, Gassan Kanafaani, Jehuda Amichai und Alona Kimbi, die mit Die weinende Susanna weltweit Furore machte. Sie schrieb "Kulturen befinden sich nicht im Kriegszustand" und "die Poesie kann niemals Verbündete des Krieges sein". Das kam einer Antwort auf die Frage nahe, mit der Michael Hohmann die inszenierte Lesung eingeleitet hatte: "Was vermag Literatur im Konflikt zwischen Israel und Palästina?"

Frankfurter Rundschau vom 20. 2. 2003 - Jamal Tuschik


Zur Lesung am 28. 1. 2003
F. K. Waechter lässt Märchen hoch leben

In der Frankfurter Romanfabrik machte F. K. Waechter eine kleine Lesung zum heimlichen Theaterabend. Im Anfang war das Grimmsche Wort, und das Wort war bei Waechter: "Der singende Knochen", ein glorioser Auftakt dieser Lesung samt Lesetour durch halb Europa. ...die Geschichte vom wilden Schwein, der Königstochter und dem nach dem Tod singenden Knochen des guten Bruders, den der böse ermordet hat. ...Waechter nahm als Figürchen aus der Schublade die Requisiten eines zünftig italophilen Haushalts: eine "Magbeth"- würdige Story von Verrat und Schlächterei mit zwei Fläschchen fürs Bruderpaar, Likörgläschen als Prinzessin, Würfel als Bauern, König aus Bronze. Da erschlug der böse Boff (Campari- Soda) den guten Plip (Likör), dass die Glassplitter flogen, und Waechter sang so unfertig stark wie Wolf Biermann ("...am Le-he-ben ließ...") seine Carpe-diem-Weisheiten des niederen Volks ("Rot, Kameraden, ist der Saft/der unseren Fidelbogen strafft"). Theater-Anarchie, du lebest hoch!

Frankfurter Rundschau vom 31. 1. 2003 - Marcus Hladek

»...spielt die Band perfekt. Noch einmal alles neu beleuchten, noch einmal schöner lügen, als es der Filmriß erlaubt: „Das ist die Zeit der Irren und Idioten“, singt Wenzel vor den Zugaben – keiner mag ihm widersprechen. Rimbaud steht Pate, und die Polkadusche spült den Zeitgeist ins Genick. Aufrecht gehen wir nach Hause.«

Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 27. 2. 2002


»...Pablo Ziegler verbindet die Dramatik des Tangos mit spielerisch wirkenden Jazzelementen. Zuweilen wirken die Klangfarben leuchtend hell wie bei Debussy oder Ravel. Walter Castro spielt ein traumwandlerisch tanzendes Bandoneon. Sein Instrument hat einen förmlich singenden Ton. Virtuos atmet es in dem Geiste Piazollas.«

Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 25. 3. 2002


»...Aberwitzig, durchsetzt von Dialekt und Milieujargon, geprägt durch ein wahres Feuerwerk sind die von Frank Schulz vorgetragenen Szenen...«

Frankfurter Rundschau vom 11. 4. 2002


»...Viel Aufsehen wird Wolf Wondatscheks neuer, bei Hanser erschienener Roman „Mozarts Friseur“, aus dem der Autor in der Romanfabrik las, denn auch nicht erregen. Um in der neudeutschen „Hugendubel“-Kultur Erfolg zu haben, ist das Buch ohnehin zu unscheinbar und zu subtil...«

Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 16. 4. 2002


»...Vieles bleibt offen im gewaltigen Assoziationsraum, den Marcel Beyers Gedichte aufschließen. Und doch hinterlassen sie ein spürbares Unbehagen, weil sie in zerstörte Bezirke führen, die dem Vergessen anheimgefallen sind.«

Frankfurter Rundschau vom 31. 5. 2002


»Blindheit als Gewinn. Elettra de Salvos denkwürdige Performance on der Romanfabrik... „Das Spiel ist dem Text abträglich“, hat Marguerite Duras einmal übers Theater gesagt. Hier jedoch wird nicht gespielt. Es gibt keine Bühne, keine Dekorationen, keine mimisch-gestische Präsenz. Die Vorstellungskraft wird durch Abstraktion in Gang gesetzt, Bilder entstehen vor dem geistigen Auge. Elettra de Salvos Performance – mit den Tänzern Renata Irio, Johanna Korgel, Volnei Schneider und dem Schauspieler Stéphane Bittoun – markiert nicht zuletzt auch eine angemessene Möglichkeit des Umgangs mit den philosophisch durchtränkten Texten von Marguerite Duras.«

Offenbach Post vom 11. 6. 2002


»...“Unplugged“ , das neue Programm, das Anne Bärenz und Frank Wolff in der Romanfabrik herausgebracht haben, ist vielleicht das bislang persönlichste der beiden... ein Lieder- und Kammermusikabend mit hausmusikalischem Charakter. Gut unterhalten kann man sich fühlen, schon weil es sich überwiegend um musikalische Stoffe mit bezwingendem melodischem Reiz handelt. Wenn sie noch dazu mit solchem Charme gebracht werden, kann ja nicht mehr viel schiefgehen.«

Frankfurter Rundschau vom 6. 9. 2002


»...Aber vor allem solistisch ist Marc Copland eine Entdeckung. Fesselnde harmonische Experimente entwickelt der Mann mit den ungeheuer beweglichen langen Fingern, nicht üppig wuchernd wie bei Keith Jarrett, sondern asketisch klar...«

Frankfurter Rundschau vom 13. 9. 2002


»Chamäleon Chanson: Mal rockig mit Begleitband, mal klassisch mit Klavier, mal nur Mann-mit-Gitarre, mal wirbelig-launig durch alle Sparten präsentieren sich die sechs Endkandidaten beim „Zarah Wettbewerb 2002“ in der Romanfabrik. Und hatten so gut wie nichts gemeinsam, außer daß sie auf deutsch sangen, je drei Eigenkompositionen und einen Fremdtitel darboten, aus 41 Bewerbern ausgewählt und nach Frankfurt eingeladen wurden. Sieger wurde der 1955 in Leipzig geborene Sänger und Gitarrist Jörg „Ko“ Kokott, der die Jury durch sein „einzigartiges Abschiedslied“ mit fröhlichem Unterton und seine „warme, kraftvolle“ Stimme überzeugte, vor allem aber, weil er „unangestrengt und auf hohem Niveau komplexe Musik präsentierte“... 2000 Euro gab es dafür, weitere 500 gingen an den quirligen Sänger Masen mit seiner originell besetzten Band, den das Publikum zum Abendsieger kürte... Für den Leipziger Johannes Kirchberg, Jahrgang 1973, den hoch begabten kühlen Blonden und seinen hervorragenden Pianisten Enrico Wirth schuf die Jury... spontan einen zweiten Preis, bestehend aus einem Auftritt in der Romanfabrik...«

Frankfurter Rundschau vom 23. 9. 2002


»...markiert das „Zarah“-Festival 2002 eine Besinnung auf die Tradition der deutschen Liedermacher, die seit dem künstlerischen Abstieg von Mey, Wader, Degenhardt und Genossen fast vergessen schien.«

Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 23. 9. 2002

»Meeresrausch erfüllt den Raum, geht in sphärische Klänge über. Da werden von der Galerie Sätze gesprochen, gehaucht, wiederholt, raunend aufgelöst und dann wieder rhythmisch von Bongoschlägen begleitet. Sätze von Marie Luise Kaschnitz, die am 31. Januar ihren 100. Geburtstag gefeiert hätte. Keine der üblichen Lesungen wollten Amy Leverenz, Peter Bauer, Heike Michaelis und Alberto Mompellio präsentieren und luden deshalb in die Frankfurter Romanfabrik zu einer Kaschnitz-Performance, die Augen, Ohren und – zählt man den Genuß von Gummibärchen dazu – auch die Geschmacksnerven ansprechen sollte...«

Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 15. 1. 2001


»...In der musikalischen Lesung „Concerti Piccoli“ zeichnet die Sängerin Amy Leverenz, der Schauspieler Peter Bauer und die Percussionistin Heike Michaelis in der Romanfabrik das Leben der Kaschnitz nach... Schaurig schön beschwört... Leverenz mit schrägen Tönen die leuchtenden Sprachbilder und bis hin zur Atemlosigkeit verdichteten tödlichen Visionen. Langsam durchzieht das Grauen die harmonisch perlenden Worte (Musik von Alberto Mompellio, Erik Freitag, Piero Milesi und Maurizio Martelli). Eindrücklicher könnte das Nebeneinander von Beethoven und Auschwitz, Kleingartenidylle und Vernichtungskrieg in der geschichte der Deutschen kaum in die Sinne gehen... Immer wieder brechen die drei Künstler ironisch die melancholischen bis sarkastischen Gedichte, spielen mit den Klischees, die der Schriftstellerin bis heute anhaften: von der verklärten Elfenbeinturm-Prinzessin bis zur touristischen Reduzierung auf ein Markenzeichen: „Er fährt mit Verspätung ein: der ICE ’Marie Luise Kaschnitz’... Diese musikalische Reise in Leben, Werk und Zeit der Kaschnitz hinterläßt einen Reichtum an widersprüchlichen (Seelen-) Bildern.«

Frankfurter Rundschau vom 13. 1. 2001


»...gab es bei der Vorstellung der neuübersetzten Carvalho-Geschichte in der Romanfabrik Hackfleisch mit Ingwer à la Mantalbán als kleinen Vorgeschmack auf den Speiseplan des Detektivs...«

Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 26. 3. 2001


»Bebop-Hommage mit dem Frankfurt Jazz Trio... Lenz kann am Bass Geschichten erzählen, und er tut das mit der Einfühlsamkeit eines großen Romantikers. Cremer kann mit seinen Schlegeln einen Big Band zusammenhalten, findet aber in Trio-Besetzung zu filigranen, wichtigen Läufen. Und Polziehn, der auch für die Arrangements verantwortlich zeichnet, ist eine der wichtigsten und interessantesten pianistischen Entdeckungen der letzten Jahre. Ob Dizzy ob Bird, ob Monk ob Brown: sie hätten an diesem Abend ihre Freude gehabt.«

Frankfurter Rundschau vom 5. 6. 2001


»Das deutsche Chanson hat, so scheint’s, keine Nachwuchssorgen: 37 Solisten oder Gruppen aus deutschsprachigen Landen hatten sich für das „Festival Neues Deutsches Chanson“ in der Frankfurter Romanfabrik beworben, sechs junge und jüngere Künstler wurden schließlich eingeladen... Würdige Träger des mit 3000 Mark dotierten „Zarah“-Preises waren „Schall und Hauch“. Doch nicht nur die Jury war von den beiden überzeugt, auch die Zuschauer stimmten mehrheitlich für „Schall und Hauch“, so daß sie auch den (dotiert mit 1000 Mark) Publikumspreis erhielten. Den „Innovationspreis“ (ebenfalls 1000 Mark) wandelte die Jury spontan in einen Zweiten Preis um, der an Torsten Riemann ging.«

Frankfurter Rundschau vom 1. 10. 2001


»Gerhard Polt begeisterte auf Einladung de Romanfabrik sein Publikum in der Frankfurter Union-Halle...«

Frankfurter Neue Presse vom 24. 11. 2001


»Gerhard Polt, Bajuware, beobachtet scharf die bedrohlichen Abgründe im Durchschnittsbürger. Und er macht was draus: böse Kabarettstückstückchen „wia im richtigen Leben“: Bei seinem Frankfurter Gastspiel in der Romanfabrik hat der Münchner Satiriker wieder einmal „so was wie a Dimension“ gegeben, die zum Lachen reizt, aber zum Fürchten ist.«

Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 25. 11. 2001

»Zwei Menschen von so unterschiedlichem Temperament und Schreibstil gemeinsam auf die Lesebühne zu bringen – mit diesem durchaus gewagten Unterfangen startete die erste Benefiz-Veranstaltung der neuen Frankfurter Romanfabrik... im bis auf den letzten Stehplatz besetzten Saal... So steigerten sich Matthias Altenburg und Matthias Beltz, die alternierend Lesenden, immer dichter flochten sich die Lesestücke ineinander – und erhielten schließlich reichlich Applaus.«

Frankfurter Neue Presse vom 20. 1. 2000


»...Sander, anfangs noch leicht von Nebengeräuschen aller Art irritiert, fand trotz hoher Temperaturen rasch zum inneren Gleichgewicht zurück und rang ohne Umschweife lesend in Montaignes Texte ein. Daß dabei immer wieder ein verschmitztes Lächeln über sein Antlitz huschte, lag an der köstlichen Selbstironie des Autors...«

Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 11. 5. 2000


»...Im gedenken an den im vergangenen Jahr verstorbenen Schriftsteller veranstalteten Freunde und ehemalige Kollegen gestern in der Frankfurter Romanfabrik einen Abend mit Lesungen und Musik... Herbert Heckmann, der am 25. September 70 Jahre alt werden würde, hätte wohlgoutiert, daß die Zutaten zu diesem Abend etwas erreichten, das nur mit Heckmann selbst beschrieben werden kann. „Er wollte aus der Welt gehen, hat aber den Weg nicht gefunden.“«

Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 7. 9. 2000


» ... Der Chansonwettbewerb unter er Schirmherrschaft von Erika Pluhar riß mit fast allen Teilnehmern das Publikum hin... Leider konnte nur einer der Lieblinge per Wahlzettel der Publikumspreis verliehen werden. Den gewann das Berliner Duo „Malediva“ mit seinem Pianisten Florian Ludewig. Die melancholisch-ironischen Lieder der beiden jungen Sänger wurden mit minutenlangem Applaus bedacht... Den Hauptpreis ersang sich „Zimtfisch“ aus Berlin mit seinen „Barbeatchansons“... Hörenswert waren die Kandidaten alle. Es bleibt zu hoffen, daß sie bald wieder in der Romanfabrik auftreten.«

Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 29. 10. 2000


»Bob Degen, der nach längerer Abwesenheit für ein paar Konzerte aus Amerika herüber kam, glüht vor innerer Spielfreude, und Stephan Schmolck ist ohnehin eine Bassist, an dessen melodiösem, integrativ wirkenden Spiel, durchsetzt mit vielen perkussiven, leise schnarrenden, klackernden Pizzicato-Effekten, man sich kaum je satt hören kann. Selten konnte sich Heinz Sauers floskellose Sprödigkeit in solcher Wärme entfalten. Nie bleibt hier irgend etwas eindeutig, aber stets alles klar. Als das Trio nach einer Stunde zu spielen aufhört, ist jedem im Saal bewußt, daß so eine Intensität kaum länger aufrecht zu erhalten gewesen wäre, aber jeder bedauert, daß diese Musik überhaupt aufhören muß.«

Frankfurter Rundschau vom 8. 12. 2000


»...um das Kaschnitz-Jahr gebührend zu feiern. Den Auftakt gibt die Romanfabrik. Am 12. und 13. Januar wird Amy Leverenz in der Hanauer Landstraße ein Bild-Text-Ton-Schauspiel vorstellen, das auf längeren Recherchen der Regisseurin, auf Gesprächen mit der Tochter von Kaschnitz wie auf Besuchen im Marburger Literatur-Archiv beruht. Die Inszenierung wird anschließend auf Tournee gehen...«

Frankfurter Neue Presse vom 21. 12. 2000