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02.09.2006 — Frank Wolff: Frisch gestrichen

„Frisch gestrichen heißt das Programm, mit dem der Frankfurter Cellist wenige Tage nach seinem 61. Geburtstag in der Romanfabrik Premiere hatte. Wort- und Musikanteile sind bei Wolff vom einen auf das andere Mal sehr unterschiedlich gewichtet, in diesem Fall handelt es sich um erster Linie um ein Konzert, mit charmanten, teils schalkhaften Conférencen. Manches Altbekannte taucht wieder auf, vertraut aus Wolffs Fundus oder einfach aus dem Cellorepertoire. Aber alles ist ‚frisch gestrichen’, will sagen: so hat man es dann doch noch nicht gehört. Ganz bestimmt zum Beispiel nicht ‚My first Bach’, umwerfend komisch geschabt nach der Manier des Kindes, das sich vor fünfzig Jahren das Instrument anzueignen suchte ... Collagen und Überblendungen sind das Kennzeichen dieses Abends ... ‚Crossover’, an diesem Abend eher in Gestalt der unakademischen, das Publikum einbindenden Präsentationsweise im Spiel, mag heute in manchen Fällen zum Schimpfwort taugen. Auf Frank Wolff gemünzt, der in dieser Hinsicht aktiv gewesen ist, lange bevor der Begriff geprägt wurde, handelt es sich noch immer um ein Adelsprädikat.“

Frankfurter Rundschau — 4. September 2006


05.09.2006 — Reinhard Kaiser: Die Wunder des Nordens

„Im Mittelalter ..., als Amerika längst entdeckt war und Afrika bereits bereist war, galt Skandinavien immer noch als Terra incognita. Olaus Magnus, der letzte katholische Erzbischof von Uppsala, fand das nicht akzeptabel und stellte im Jahre 1539 im italienischen Exil eine phantastische Karte von Norwegen, Schweden, Finnland und Island her. Und weil so eine Karte allein noch nicht viel sagt, teilte der Kirchenmann auf einer beiliegenden ‚Beschreibung der Völker des Nordens’ auch gleich mit, wer in der Finnmark ... alles wohnte ... Elena Balzamo und Reinhard Kaiser haben sich der 1567 vom lateinischen Original ins lutherzeitliche Deutsch übersetzten Geschichten angenommen und sie zusammen mit Olaus Magnus’ reich bebilderter ‚Carta Marina’ unter dem Titel Wunder des Nordens neu ediert ... Der Buchpremiere in der Frankfurter Romanfabrik wäre mehr Publikum zu wünschen gewesen, denn erstaunlich abseitig las sich das Ganze nur in der Ankündigung... Das Wunder des Nordens sind ein kartographisches und literarisches Panorama spätmittelalterliches Leben, ein bizarrer Kosmos aus Menschen und Monstern und Moskitos, in dem Bären in Jungfrauen verliebt sind und Leute prima Partys in Häusern aus Walrippen feiern“

Frankfurter Rundschau — 7. September 2006


10.09.2006 — Armin Mueller-Stahl: Kettenkarussell

„Der Schauspieler Armin Mueller-Stahl stellte im Frankfurter Schauspielhaus sein neues Buch Kettenkarussell vor. Er ist über siebzig, aber er kommt auf die Bühne geschlendert, als wäre Alter kein Wort, das zu ihm paßt. In graugestreiftem Anzug und grauem, hochgeschlossenem Hemd verkörpert er fürwahr einen Grandseigneur ... Mitgebracht hatte er zwei junge Musiker, Sarah Spitzer an der Violine und Mike Jim am Piano, die reichlich Gelegenheit hatten, ihre Fähigkeiten unter Beweis zu stellen“

Frankfurter Neue Presse — 12. September 2006


07.09.2006 — Raffaele: Amore

„Begleitet von Günter Bozem (Percussion), Jacob Schuligen (Baß) und Andreas Foidl (Gitarre), allesamt gern gesehen Gäste in der Romanfabrik Frankfurt, singt, spielt und plaudert sich Raffaele durch den Abend, bringt sein Publikum mit Anekdoten aus seinem sizilianischen Familienclan zum Schmunzeln ... Doch ein Abend mit Raffaele wäre kein solcher, wäre nicht immer auch von der Liebe die Rede. Und die kommt vor allem in den Lieder zu ihrem Recht, vielen Perlen der Musikgeschichte ... mit sensibler Hand zusammengestellt und behutsam neu arrangiert ... Der Liederabend wird so zu einem Gesamtkunstwerk“

Offenbach-Post — 12. September 2006


27.09.2006 — Volker Klotz: Erzählen (Philosophisches Café)

„Mit Volker Klotz hat die Frankfurter Romanfabrik an der Hanauer Landstraße einen Gast begrüßen können, der zu klären versprach, was die Romanfabrik auch in ihrem eigenen Namen trägt: Wie entstehen erzählende Texte? [Klotz] hat mit seinem im vergangenen April veröffentlichten Band Erzählen die Summe seines Nachdenkens über Epos und Roman vorgelegt ... Gerne nutzten beim dritten ‚Philosophischen Café’ auch die Besucher die Chance, am Gespräch, das Ruthard Stäblein vom Hessischen Rundfunk und Wolfram Schütte, ehemaliger Feuilletonchef der Frankfurter Rundschau, teilzunehmen ... [Klotz] hat ein vielstimmiges theoretisches Kunstwerk vorgelegt, über das die Gäste des Abends sich noch lange angeregt unterhielten.“

Frankfurter Allgemeine Zeitung — 5. Oktober 2006


06.10.2006 — Martin Walser: Angstblüte

„Lesungen mit Martin Walser in Frankfurt haben schon für Randale gesorgt. Nichts davon diesmal in der Union Halle gegenüber der gastgebenden Romanfabrik ... Der Autor zeigte sich lässig, aber nun nicht gerade altersmilde.“

Frankfurter Rundschau — 9. Oktober 2006

„Vollbesetzt war die Halle, als Martin Lüdke zum Autor meinte, wenn Walsers Prosa von der Kritik früher als Wasserfall bezeichnet worden sei, dessen stürzende Wassermassen eine Menge ‚Geröll’ mit sich führten, so finde er, in Angstblüte habe sich dieses Geröll in geschliffene ‚Edelsteine’ verwandelt.“

Frankfurter Allgemeine Zeitung — 11. Oktober 2006


17.10.2006 — François Weyergans: Drei Tage bei meiner Mutter

„... der Großteil des Publikums [sprach] Französisch. Das hatte seinen guten Grund — Weyergans ist für seinen Roman Drei Tage bei meiner Mutter, aus dem er eigentlich hätte vorlesen können, im vergangenen Jahr mit dem Prix Goncourt ausgezeichnet worden und stand in Frankreich monatelang auf Platz 1 der Bestsellerliste. Hin und wieder hielten an diesem Abend die Zuhörer den Atem an, weil der Autor tatsächlich nach seinem Buch griff, es aufschlug und ... und ... dann doch nicht vorlas, weil er lieber mit Herrn Schwibs ins Plaudern geriet, was höchst amüsant war. ... Worüber geredet wurde? Über die rote Krawatte zum Beispiel, die Weyergans trug, als Zeichen der Solidarität mit den protestierenden Studenten in Taiwan (von wo Weyergans soeben zurückgekehrt war). ... Na gut, eine Seite las er schließlich dann doch vor. Aber darüber kein Wort. Die kann man schließlich auch selbst lesen.“

Frankfurter Rundschau — 19. Oktober 2006


19.10.2006 — [em] Wollny/Kruse/Schaefer

„Selbstbewußt, souverän, auf der Höhe eines enormen Könnens und ausgestattet mit einer feinsinnigen, raffinierten musikalischen Intelligenz sind Eva Kruse, Michael Wollny und Eric Schäfer auf die Bühne gekommen. ... Sie spielen nicht einfach ihre Musik, denn ihre Musik ist vergleichsweise komplex, aber es ist unverkennbar und kompromißlos ihre Musik, und sie spielen sie so, daß man sich das alles gar nicht besser und nicht anders vorstellen kann. ... Wer am Donnerstag nicht in der Romanfabrik war, sollte sich jetzt einen Augenblick lang ärgern.“

Frankfurter Rundschau — 21. Oktober 2006


04.11.2006 — LebenDigital: Fausertracks

„Mit Fauser schien auch sein Werk mit einem Schlag verschwunden. Seit einiger Zeit wird sein Geist von jungen Literaten beschworen, die in ihm einen Begründer der deutschen Popliteratur sehen. Aber auch wenn Stuckrad-Barre, Droste oder Dobler Fausers Werk bei jeder Gelegenheit preisen, scheint ein Revival noch nicht in Sicht. Wie gerechtfertigt seine Wiederentdeckung wäre konnte man in der Frankfurter Romanfabrik erleben. Dort präsentierte das Wuppertaler Duo ‚Lebendigital’ sein Programm Fausertracks. Keyborder Jochen Rausch und Gitarrist Detlev Cremer haben Gedichte, die Fauser in den siebziger Jahren für den Rundfunk einlas, vertont und so der Stimme des Autors Musik gegeben. Die an Electronica und Laptop-Pop erinnernden Arrangements ließen erahnen, welche Rolle imaginäre Musik gespielt haben könnte, als Fauser seine Gedichte schrieb. In dieser Darbietung wurde aus dem Poeten ein visionärer Songschreiber und Sprechsänger. Videoinstallationen von Kai Dollbaum verstärkten die suggestive Kraft von Fausers Texten, die noch immer so frisch wirken, als seien sie gerade erst verfaßt worden.“

Frankfurter Allgemeine Zeitung — 14. November 2006


09.12.2006 — Dziuks Küche: Gebet und Revolver

Danny Dziuk singt und summt seine Geschichten mit Kellerclub-Charme, klampft dazu auf der Gitarre oder setzt sich ans ‚Jazzklavier’. Der ‚Wahlberliner ... ist so umtriebig wie vielseitig, sieht aus wie weiland Eduard Mörike und rockt los wie Tom Waits. ... Der schräge Vogel zitiert sich unbefangen und gekonnt quer durch die Rockballaden-Historie. Lässt es wabern wie Led Zeppelin, jault wie Bob Dylan, murmelt düster wie der böse Randy Newman. ... Von der schlichten Ratgeber-Lyrik über das trotzige ‚Zu alt’ bis zum Dada-Reggae reicht sein burleskes Programm und hin und wieder hält er den Schnabel — dann ist Abrocken angesagt.“

Frankfurter Rundschau — 11. Dezember 2006


13.12.2006 — Marc Copland & Dave Liebman: Bookends